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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 229<br />

entwickelt haben, als sie ihr Siedlungsgebiet weiter ausdehnten und die ansässige<br />

Bevölkerung verdrängten, die Lungu nach Westen und Süden, die Chewa nach<br />

Osten. Richards bezeichnete die Bemba als homogene Gruppe, die eine politische<br />

Einheit bildete und sich deutlich von den Bisa-, Lala-, Lunda-Bevölkerungen und<br />

weiteren benachbarten Gruppen abgrenzten. Ihre Dominanz gründete sich im<br />

19. Jahrhundert auf dem Import von arabischen Gewehren, die die militärische<br />

Überlegenheit verstärkte. Die Nachbarn wurden zu Tributzahlungen gezwungen<br />

und ihr Einflußgebiet reichte in den Kongo bis zum Tanganyika-See. Mit der Ankunft<br />

der Europäer Ende des 19. Jahrhunderts zerbrach ihre Autorität über die<br />

benachbarte Bevölkerung. 136<br />

Politische Organisation<br />

Die politische Organisation der Bantu-Bevölkerung – hier vor allem der Bemba<br />

– wird häufig als ” tribal Organization“ bezeichnet. Darunter versteht man kleine<br />

Lineage Gruppen, die sich entweder von einer größeren Hauptgruppe abgespaltet<br />

haben oder durch fremde Bevölkerungsgruppen aus ihrem ursprünglichen Gebiet<br />

verdrängt wurden. Nach Audrey I. Richards beruht die Autorität einer ” tribal society“<br />

meist auf Verwandtschaft und Abstammung, entweder innerhalb einer Familie,<br />

eines Dorfes, Distrikts oder der ” Nation“. Die politische Organisation steht<br />

im Zusammenhang mit den Verwandtschaftsbeziehungen, die sich über Abstammung<br />

ableiten und der Chief ist der lebende Repräsentant der ” ersten Lineage“,<br />

der exklusiv rituelle und gerichtliche Funktionen ausübt. Von der ersten Bantu-<br />

Gruppe, die in das heutige Territorium kam, werden alle nachfolgenden Gruppen<br />

abgeleitet, d.h. die Gesamtzahl der einzelnen Lineages innerhalb der Gemeinschaft<br />

beruft sich auf Traditionen, die auf die ursprüngliche Migration in dieses Gebiet<br />

zurückzuführen sind: (1) Wielange die Gruppe das heutige Territorium bewohnt;<br />

(2) die Art der Immigration, entweder durch friedliches Eindringen, Verdrängung<br />

von anderen Bevölkerungsgruppen oder ihre Verschmelzung; (3) die Bedeutung<br />

der unterschiedlichen Prinzipien der sozialen Gruppierungen nach Abstammung,<br />

Geschlecht, Alter oder lokale Verbindungen, durch die die Gruppe integriert sein<br />

mag, die wiederum das Entstehen von Autorität bestimmt; (4) die wirtschaftliche<br />

Grundlage der Aktivitäten der Menschen legt den Grad und die Häufigkeit<br />

der Segmentierung fest; (5) Einflüsse von außen durch Fremdherrschaft, die die<br />

politische Entwicklung beeinflußt haben. 137<br />

Die Kennzeichen der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Bemba sind nach<br />

Richards In<strong>for</strong>mationen folgende:<br />

1. Der gemeinsame Name: ” Bemba“, ‘Fwe Bemba’, (‘We, the Bemba’) als Abgrenzung<br />

gegenüber den Nachbarethnien, die manchmal noch als Sklaven<br />

(bashya) bezeichnet wurden.<br />

136 Audrey I. Richards (1970): Political System of the Bemba Tribe – North Eastern Rhodesia,<br />

in: Meyer Fortes, E.E. Evans-Pritchard (Hg.), African Political Systems, Reprint der Erstausgabe<br />

von 1940, Ox<strong>for</strong>d University Press, London, Ox<strong>for</strong>d, New York, S.83–120; insbes. S.85–86.<br />

137 Richards 1970, Political System of the Bemba Tribe, S.83–85.

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