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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Südostasien 267<br />

Diese Legende bezieht sich auf das traditionelle rechteckige Lineage Haus mit<br />

einer geschwungenen Dachkonstruktion, die den Hörnen eines Büffels gleichen<br />

soll. Danach sei der Name Minangkabau von Menang Kerbau (siegreicher kerbau,<br />

oder Wasserbüffel) abgeleitet. Kato gibt uns in einer Kurz<strong>for</strong>m diese Legende<br />

wieder:<br />

. . . a long time ago, the Minangkabau fended off a Javanese attack by defeating<br />

the invaders in a buffalo fight. The Javanese brought in a huge<br />

buffalo, while the Minangkabau, unable to match it in size, prepared a<br />

hungry, suckling buffalo calf with sharp knives tied to its horns. When put<br />

into the fighting arena, the baby buffalo, thinking that his opponent was<br />

his mother, ran up to it and put his head under its belly to suck. The Javanese<br />

buffalo died of its wounds, the Minangkabau were spared from the<br />

Javanese attack, and the shape of the roof of an adat house is supposed to<br />

commemorate this legendary feat. 72<br />

Die Dach<strong>for</strong>m ihrer Häuse ist besonders auffällig, wie überhaupt die Organisation<br />

der großen Lineage-Häuser, die von Franz und Keebet Benda-Beckmann 73 (1985)<br />

als Langhäuser bezeichnet werden. Eine Detailbeschreibung der traditionellen<br />

und noch immer bestehenden Lineage Häuser wird später gegeben. Eine weitere<br />

Legende erklärt die Form des Adat-Hauses über die Genesis: Das Dach sei nach<br />

einem Schiff konstruiert, das an der Spitze des Berges Merapi ankam.<br />

5.4 Die Basis des matrilinearen Sozialsystems<br />

Die lokale territoriale Einheit ist das Nagari (Dorf), das in der Vergangenheit<br />

mit eigenen politischen, rechtlichen Einrichtungen als Ideal<strong>for</strong>m erachtet worden<br />

war. Im späten 17. Jahrhundert berichtet Tomas Dias über 8.000 Menschen, die<br />

im Dorf Pagarruyung vorwiegend vom Naßreisanbau lebten. Die Dorfgröße im<br />

Hochland schwankte zwischen 1.000 bis höchstens 10.000 Bewohnern. 74<br />

Die Entstehung zweier unterschiedlicher Rechtstraditionen bei der Minangkabau<br />

Bevölkerung wird auf ihre Genesis zurückgeführt. Die Abstammung und die<br />

Abstammungsgruppenbildung erfolgt über die weibliche Linie – mit Ausnahme<br />

der Adoption. Jede Person definiert sich über eine Sublineage (paruik), Lineage<br />

(payung) und den Klan (suku) der Mutter. Paruik bildet eine kooperierende Abstammungsgruppe<br />

mit einem zeremoniell eingesetzten männlichem Oberhaupt,<br />

72 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.52; bezieht sich auf: Datoe’ Sanggoeno Di Radjo<br />

1919, Kitah Tjoerat Paparan ’Adat Lembaga ’Alam Minangkabau, Snelpersdrukkenj “Agam”,<br />

Fort de Kock, S.41-42.<br />

73 Franz und Keebet Benda-Beckmann (1985): Die rechtliche Stellung der Frauen bei den<br />

Minangkabau in Indonesien, in: Gisela Völger und Karin von Welck (Hg.), Die Braut: geliebt,<br />

verkauft, getauscht, geraubt. – Zur Rolle der Frau im Kulturvergleich, 2.Bd., Köln, S.509–513.<br />

74 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.42. Literaturhinweis: Y.L. Andaya 1975, The King-<br />

dom of Johor, 1641–1727, S.111.

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