Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Regionalgebiet Südostasien 281<br />
Reisfelder gab, die den Gemeinschaftsbesitz im Hochland symbolisieren, stellten<br />
Handel, Fischerei, Produktion von Baumwolle und Salz die wichtigsten Einnahmequellen<br />
dar. Trockenfisch, Salz und Baumwolle waren die wichtigsten Produkte,<br />
die ins Kernland gebracht und gegen Reis getauscht wurden. Die Fischerei war<br />
hoch organisiert. 111<br />
Das matrilineare System des Hochlandes hatte in den Küstendörfern wenig Bedeutung.<br />
Die Bevölkerung der Küstendörfer war ein Gemisch von Immigraten aus<br />
dem Hochland und Nicht-Minangkabau, wie z.B. von Aceh und anderen fremden<br />
Händlern. Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert erreichte die Pefferproduktion<br />
in den Küstengebieten ihren Höhepunkt; es entwickelte sich in dieser Phase ein<br />
hierarchisches System von landbesitzenden ” lords“ oder Rajas und armen Bauern.<br />
In der Region bestand ein Trend zur patrilinearen Abstammung und zur<br />
hierarchisch-strukturierten Gesellschafts<strong>for</strong>m. In Padang entstand ein System,<br />
mit zwei über den Penghulu stehenden Personen, der Tuanku Panglima und der<br />
Tuanku Bendahara. 112<br />
Nach Graves bevorzugten die Raja-Familien (beide, in Pagarruyung und im<br />
rantau-Gebiet) eine patrilineare Abstammung – was ja kaum etwas besonderes<br />
ist, denn in allen matrilinearen <strong>Gesellschaften</strong> bilden die aristokratischen Familien<br />
eine Ausnahme, und folgen patrilinearer Deszendenz und patrilokaler Residenz<br />
– warum dies Graves hervorhebt, bleibt deshalb unverständlich. Der Raja<br />
von Pagarruyung wird als über dem Adat-System stehend bezeichnet und die administrativen<br />
Mitglieder waren ebenfalls Repräsentanten der Koto-Piliang Adat-<br />
Rechtstradition. Der Raja selbst wurde als tituliertes Oberhaupt des Systems<br />
angesehen. Der Repräsentant der zweiten Adat-Rechtstradition (Bodi-Caniago)<br />
hat seinen Sitz in der Nähe von Pagarruyung und wird als Datuk Bandaro von<br />
Lima Kaum bezeichnet, ein kleines Dorf außerhalb von Batu Sangkar. Er war<br />
kein Mitglied des ” royal court“. 113<br />
5.4.3 Residenzmuster und das traditionelle Adat-Haus<br />
In einem Zitat verweist Lenz auf die besondere Situation der Minangkabau-<br />
Frauen, die durch Epen und Oraltraditionen überliefert wird. ” Sie zeichnen sich<br />
durch Stärke, Zuwendung und Spiritualität aus:“<br />
Das kombinierte Bild der Frau als Mutter zeigt Weisheit, Stärke Fürsorge,<br />
Kultiviertheit, Verläßlichkeit und Stabilität. Im Zusammenhang einer<br />
solchen symbolischen Repräsentation von Frauen werden ihre aktiven, produktiven,<br />
repräsentativen Rollen begreiflich; es wird deutlich, daß sie strukturell<br />
und räumlich im Mittelpunkt stehen; die Rolle der Frauen in der<br />
111 Dobbin 1987, Islamic Revivalism in a Changing Peasant Economy, S.42–45.<br />
112 Dobbin 1987, Islamic Revivalism in a Changing Peasant Economy, S.45.<br />
113 Graves 1981, The Minangkabau Response to Dutch Colonial Rule in the 19th Century,<br />
S.18–19.