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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Familialisierung von sozialen Beziehungen 55<br />

Stereotyp der weiblichen Sammlerrolle, daß diese individualisiert, wiederholend<br />

und langweilig sei – im Gegensatz zur männlichen Arbeit, die sozialen Charakter<br />

habe. 144<br />

Elman R. Service schreibt allgemein über die geschlechtliche Arbeitsteilung bei<br />

Jäger- und Sammlergesellschaften:<br />

A frequent aspect of men’s work is its collaborative, or social, character.<br />

Woman’s work, on the contrary, is often individualized and usually boring.<br />

(This seems to be generally true at all levels of cultural development; it<br />

is even the common plaint of the modern housewife.) The cooperation of<br />

men in the hunt is a normal concomitant of the low state of technological<br />

development in band society. A man with a rifle can stalk game by himself<br />

and have some chance of killing it, but a man armed with a crude bow and<br />

stone-tipped arrows, or with only a spear, needs help. How the team works,<br />

of course, depends on the number of men, the kind of game, the nature of<br />

the terrain, and their own individual skills and understanding. 145 [...]<br />

Women’s food-gathering tasks are not so complicated. Their only tool is a<br />

simple sharpened stick used <strong>for</strong> digging up tubers and some such devices<br />

as net bags and bark or wooden bowls <strong>for</strong> carrying things like seeds, fruit,<br />

or nuts. Women and children sometimes collaborate with men during an<br />

” all-hands“ type of game drive, armed with clubs in a rabbit drive, or more<br />

often stationed at certain places to frighten and thus deflect game toward<br />

a prepared ambuscade. 146<br />

Dem ist entgegenzusetzen, daß erfolgreiches, jahrelanges Sammeln zu einschlägigen<br />

Kenntnissen über genießbare/ungenießbare Pflanzen, wo und unter welchen<br />

Bedingungen oder Jahreszeiten sie zu ernten sind, etc. führt. Die Sammelgewohnheiten<br />

der !Kung Frauen sind z.B. unterschiedlich: allein sammeln vor allem alte<br />

oder junge, unverheiratete Frauen ohne Kinder; hingegen sammeln Frauen mit<br />

Kindern gemeinsam mit zwei oder mehreren Frauen. Die Frauen tragen wesentlich<br />

mehr zur Nahrungsversorgung bei und behalten auch die Kontrolle über die<br />

gesammelte Nahrung, wenn sie ins Lager zurückkehren. Die Unterscheidung zwischen<br />

langweiligem Sammeln 147 und dem interessanten, gemeinschaftlichen und<br />

gefährlichen Jagen kann nun wohl doch nicht ganz der Realität entsprechen. Beide<br />

Geschlechter bewegen sich im Busch, sammeln oder erlegen manchmal ein Tier.<br />

Die höhere Bewertung des Fleisches, gerade weil es seltener am Speisezettel steht,<br />

muß nicht heißen, daß die weibliche Tätigkeit uninteressant ist. Die ” Zeichen des<br />

Busches“ sind jedenfalls beiden Geschlechtern bekannt, und beide verstehen sie.<br />

Finden Frauen Tierspuren, geben sie diese In<strong>for</strong>mation an die Jäger weiter; aber<br />

auch umgekehrt werden sicherlich auch die jagenden Männer Ortsangaben über<br />

144Draper 1975, !Kung Women, S.82; zitiert Elman R. Service 1966, The Hunters, S.12. Siehe<br />

dazu auch in dieser Arbeit S.50.<br />

145Service 1979, The Hunters, S.9.<br />

146Service 1979, The Hunters, S.10–11.<br />

147Siehe dazu auch in diesem Zusammenhang stehende und bereits erwähnte Definition von<br />

Hausarbeit in der vorliegenden Arbeit, Seite 50.

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