Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 170<br />
Algonquins 1609 ” matchlock“ Feuerwaffen verkaufte, damit waren die irokesischen<br />
Krieger technisch im Nachteil und ihre Feinde über 20 Jahre im Vorteil. 150<br />
Die Mohawk-Krieger lösten das Problem ihrer technischen Unterlegenheit durch<br />
List: kleine Gruppen von Kriegern lockten die Algonquins in Hinterhalte, wo sie<br />
leicht überrumpelt werden konnten. 151 Das Allegheny Plateau und die Adirondack<br />
Berge im nördlichen Bereich des heutigen Bundesstaates New York waren<br />
für Hinterhalte hervorragend geeignet und durch überfallsartige Angriffe mit anschließendem<br />
Kampf Krieger gegen Krieger (hand-to-hand combat) war es den<br />
Algonquins unmöglich, die Feuerwaffen einzusetzen. Bei diesen Attacken trugen<br />
die Mohawk-Krieger keine Schilder oder Körperpanzer, die ihre Bewegungsfreiheit<br />
eingeschränkt hätten, sondern Speere und Kriegskeulen ersetzten Bogen und<br />
Pfeile. 152<br />
Erst ab 1641 erhielten die irokesischen Krieger von den Holländern eine begrenzte<br />
Anzahl von Musketen, die einen wesentlich besseren Feuermechanismus besaßen<br />
als die alten ” matchlocks“. Während der Huronen-Kriege blieb aber die effektivste<br />
Waffe der Krieger der irokesischen Konföderation das Überfallen der Feinde<br />
in Hinterhalten. Der Handel mit Fellen war die Grundlage für den Kauf der Feuerwaffen,<br />
deshalb waren Überfälle auf Pelzhändler üblich. Durch den häufigeren<br />
Gebrauch von Feuerwaffen verschwand der Körperpanzer der Krieger und Angriffe<br />
erfolgten nicht mehr durch Gegenüberstellung der Feinde in Kampflinien.<br />
Ab 1666 trugen die irokesischen Krieger meist nur mehr einen Lendenschurz und<br />
Mokassins während der Kämpfe, um noch größere Bewegungsfreiheit zu erreichen.<br />
Kurz vor dem Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich die Kampftaktik so<br />
weit verändert, daß sie nicht einmal mehr ihre Tomahawks und Keulen verwendeten.<br />
Ihre Feinde kämpften weiterhin mit Keulen, die ihnen zumindest Vorteile<br />
beim Kampf am offenen Land brachten. Die Krieger der irokesischen Könföderation<br />
schickten zahlreiche und stärkere Truppen ins Feld als ihre Nachbarn,<br />
besaßen bessere Waffen und hatten ausreichende Vorräte an Nahrung, während<br />
die Montagnais noch von der Jagd abhängig waren und die Algonquingruppen<br />
nur beschränkt Bodenbau betrieben. 153<br />
Die wesentlichsten Vorteile der irokesischen Krieger waren zusammenfassend folgende:<br />
die Möglichkeit der Vergrößerung des Heeres durch Adoption von Kriegs-<br />
150 Otterbein 1967, An Analysis of Iroquois Military Tactics, S.346, zitiert dazu: Carl P. Russel<br />
1957, Guns on the Early Frontier, Univ. of Cali<strong>for</strong>nia Press, Berkeley, S.2–3; und Hunt 1940,<br />
The Wars of the Iroquois: A Study in Intertribal Trade Relations, S.167.<br />
151 Otterbein 1967, An Analysis of Iroquois Military Tactics, S.346, verweist auf Cadwallader<br />
Colden 1958, The History of the Five Indian Nations: Depending on the Provience of New-York<br />
in America, Great Seal Books, Ithaca, S.7–9.<br />
152 Otterbein 1967, An Analysis of Iroquois Military Tactics, S.347, verweist auf: William Wood<br />
1865, Wood’s New England’s Prospect, 1634, Price Society, Boston, S.65–67.<br />
153 Otterbein 1967, An Analysis of Iroquois Military Tactics, S.348, Literaturhinweise: Snyderman<br />
1948, Baron de La Honton 1905, New Voyages to North America, in: Reuben G. Thwaites<br />
(Hg.), The Jesuit Relations and Allied Documents . . . 1610–1791, 73 Vols. The Burrows Brothers<br />
Company, Cleveland, A.C. McClurg, Chicago, S.497–501. Wendell S. Hadlock 1947, War<br />
among the Northeastern Woodland Indianer, American Anthropologist, Vol.49, S.204–221.