Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 162<br />
geschlagen. Der Name ” Huronen“ wurde nach Berichten des Jesuitenpaters<br />
Lalement zufolge als Spitzname von den französischen Entdeckern, Soldaten,<br />
Missionaren, Seeleuten und Händlern für die irokesisch-sprachigen Indianer,<br />
die an der Küste der Georgian Bay Ontarios siedelten, verwendet. –<br />
Diese seien von der Ähnlichkeit des Haarschnitts mancher Huronenmänner<br />
mit dem Fell auf dem Kopf eines wilden Ebers dazu angeregt worden. 122<br />
Trigger (1976) nimmt an, daß Hurone ein Slangwort war, in der Bedeutung<br />
von ” Rüpel“ oder ” Bauer“. Die Bezeichnung Hurone ist jedenfalls erstmals<br />
bei Champlain im Juli 1623 schriftlich belegt. 123 Die von den Indianern<br />
gebräuchliche Bezeichnung Wendat gilt für alle Stämme der gemeinsamen<br />
Konföderation der vier Stämme und entspricht dem irokesischen Ho-Do’No-<br />
Sau-Na–Volk des Langhauses. Wendat bedeutet möglicherweise ” die eine<br />
Insel“ oder ” ein Land für sich“. 124<br />
2. Die sechs Stämme der Konföderation der Ho-Do’No-Sau-Na/Irokesen: (1)<br />
Mohawk, (2) Oneida, (3) Onondaga, (4) Cayuga, (5) Seneca bildeten im<br />
16. Jahrhundert eine militärische Konföderation, der sich die (6) Tuscarova<br />
im 18. Jahrhundert angeschlossen haben. Insgesamt dürften ungefähr 15.000<br />
Menschen in einem riesigen Gebiet (zehn Mal die Größe der BRD, ohne der<br />
ehemaligen DDR) gelebt haben. Ho-Do’No-Sau-Na bezog sich auf alle fünf<br />
” Nationen“, die sich zur gemeinsamen Konföderation zählten. Die Konföderation<br />
oder die Liga“ der irokesischen Stämme hatte im Unabhängigkeits-<br />
”<br />
krieg auf der Seite der Engländer gegen die Amerikaner gekämpft und wurde<br />
1779 besiegt. Die Folge der Niederlage war die Umsiedlung in Reservate,<br />
dadurch veränderten sich ihre gesamten Lebensbedingungen: das Langhaus<br />
verschwand und damit die alte Ordnung, die Trennung in Männer- und<br />
Frauenwelt. 125<br />
3.3.2 Wirtschaftliche Tätigkeiten im Jahreszeitenzyklus<br />
Die Stämme der einzelnen Konföderationen betrieben Wanderfeldbau mit verschiedenen<br />
Maissorten (geschätzt werden 15 bis 17 Sorten), Bohnen und Kürbissen.<br />
Die Nahrungsversorgung war bei den irokesischen Stämmen außerordentlich<br />
reichhaltig und abwechslungsreich und wie Morgan in ” League of the Iroquois“ bemerkte,<br />
weitaus besser als die typische Nahrung der Europäer. Außerdem hatten<br />
122Robin Gold Thwaites 1896–1901: Jesuit Relations and Allied Documents, 73 Bände, Cleveland.<br />
123Anderson 1995, Frauenwelt, Männerwelt, S.190–219, bezieht sich auf Conrad Heidenreich<br />
(1971): Huronia: A History and Geography of the Huron Indians, 1600–1650, Toronto, S.20.<br />
124Anderson 1995, Frauenwelt, Männerwelt, S.192 und Fußnote 2, S.217. Literaturhinweise:<br />
Heidenreich 1971, Huronia: A History and Geography of the Huron Indians, 1600–1650, S.21f;<br />
Trigger 1976, The Children of Aataentsic, S.27.<br />
125Wesel 1980, Der Mythos vom Matriarchat, XVI: Die Irokesen, S.108.