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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 200<br />

Kameruner Homeland entlang der Wasserläufe in ihr heutiges Siedlungsgebiet<br />

brachte, die Migrationsbewegung damit vom Nordwesten in südöstlicher Richtung<br />

verlief. Die Mehrheit dieser Migranten dürfte nach der Klassifikation von Guthrie,<br />

der Zone C angehört haben, da bis heute in manchen dieser Sprachen große<br />

Ähnlichkeiten mit den Nigero-Kameruner Sprachen festgestellt werden können:<br />

wie z.B. zwischen den Bobangi und den Tunen und Jawara. Neben dieser Hauptbevölkerungsbewegung<br />

gab es kleinere, die wahrscheinlich später begonnen haben<br />

und in ost-westlicher Richtung verliefen. 57<br />

Die zentralafrikanischen Bevölkerungsbewegungen sind bis heute unklar<br />

und es können nur einzelne Abschnitte nachvollzogen werden. Die Gründungen<br />

des Lunda-Chiefdoms und des Yaka-Chiefdoms der Kwango beruhen am ehesten<br />

auf Bandmigrationen bewaffneter Krieger. In Malaˆwi kam es um 1600 zu einem<br />

spektakulären Anstieg bewaffneter Bands als Nebenprodukt der Etablierung des<br />

Maravi- und Lunda-Reiches. Die Zimba, die aus dieser Region kamen, griffen<br />

zuerst Nord-Moçambique und danach das Hinterland von Kilwa an. Zumindest<br />

eine andere Band wollte sich im Hochland von Zimbabwe ansiedeln, wurde aber<br />

vertrieben. In Zimbabwe selbst gab es kleinere Bevölkerungsbewegungen, ebenso<br />

wie in Zentral-Tanzania, dem gesamten Gebiet Süd-Tanzanias und im nördlichen<br />

Moçambique. Damit verbunden war die Entstehung der Chiefdoms der Bena,<br />

Sangu, Hehe, Makua, Lundu, Yao und weiterer Zusammenschlüsse, die zu einer<br />

gewissen Stabilität führten. Die Bevölkerung zwischen dem Kwongo und Kasai<br />

scheint sich von den Handelsrouten weg bewegt zu haben, während die aufstrebenden<br />

Gruppen der Bemba sich zu den Handelsrouten im 19. Jahrhundert hin<br />

bewegten. Außerhalb Ostafrikas waren Gruppenbewegungen häufig mit der Bildung<br />

und dem Zerfall von Chiefdoms verbunden. In Zentralafrika entwickelte sich<br />

im 17. und 18. Jahrhundert ein beachtliches Netzwerk von long-distance-Routen,<br />

die mit dem Welthandel verbunden waren. Der Handel brachte Prestigegüter in<br />

die einzelnen Regionen, die von den erfolgreichen Chiefs begehrt wurden. Die<br />

Prestigegüter können somit auch als Grundlage für das Entstehen von Chiefdoms<br />

und politisch zentralisierter Herrschaft angesehen werden. Die Bevölkerungsbewegungen<br />

sind noch immer zu wenig er<strong>for</strong>scht, damit bleibt vieles Spekulation,<br />

solange nicht mehr Daten vorliegen. 58<br />

4.2.3 Migration, Kriegführung und Matrilinearität<br />

In Kapitel 3 haben wir bei der Rezeption von Otterbein und Otterbein (1965),<br />

Divale und Harris (1976) sowie Divale (1975) auf den wahrscheinlichen kausa-<br />

57 M’Bokolo 1992, From the Cameroon Grasslands to the Upper Nile, S.534–535. Ähnlichkeiten<br />

in der Sprache der heutigen Bevölkerung müssen nicht unbedingt – wie Vansina bereits<br />

bemerkte – auf Gemeinsamkeiten in ferner Vergangenheit beruhen, sondern es sollten zusätzliche<br />

In<strong>for</strong>mationen diese Vermutungen bestätigen.<br />

58 Vansina 1992, Population Movements, S.70–71. Zur Entstehung, Stabilisierung und Zerfall<br />

von Chieftainship siehe auch: Wimmer 1995, Zur Bedeutung politischer Macht in der Evolution<br />

von <strong>Gesellschaften</strong>, S.19–25.

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