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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 191<br />

ten lassen. Im Vordergrund des Kultes standen die Naturgötter, die um Regen,<br />

Begrenzung von Überschwemmungen, Jagderfolge und Fruchtbarkeit des Landes<br />

angerufen wurden. Die frühen Tumbuka von Zentralmalaˆwi verehrten die Schlange,<br />

die Chikangombe genannt wurde und als Repräsentant eines übernatürlichen<br />

Wesens auf der Erde lebte. Diese Glaubensvorstellungen veränderten sich vermutlich<br />

während der lokalen ” Späten-Steinzeit“ und ” Frühen-Eisenzeit“ bei den<br />

Vorfahren der Tumbuku-, Chewa- und Mang’anja-Bevölkerung sehr langsam. Ein<br />

weiterer Trend ab dem 14. Jahrhundert war die Entwicklung von hierarchischen<br />

Beziehungen zwischen den Chewa-Schreinen, die den ” Mutter-Schreinen“ eine<br />

übergeordnete Stellung zuwiesen, ihre Schreinwächter hatten politische Funktionen<br />

zu erfüllen, die später vereinzelt zu Grundbesitzrechten führten. Die rivalisierenden<br />

priesterlichen Traditionen mündeten häufig in Konflikten, die mehrheitlich<br />

über Jahrhunderte andauerten. Anders verlief die Entwicklung bei den<br />

südlichen Mang’anja, wo die Chiefs des Phiri Klans Autorität gewannen, der alte<br />

Kult abgeschwächt und die Grundlage für das sogenannte ” Lunda-Reich“ am<br />

Shire-Fluß geschaffen wurde. In Verbindung mit der Feuer-Symbolik entstanden<br />

weitere Chiefdoms. Das Feuer symbolisierte das Leben und die Fruchtbarkeit,<br />

war Teil der Pubertätszeremonien und zugleich das Herrschaftssymbol. Die<br />

Maravi-Bevölkerung hatte eigene Herrschaftsrituale entwickelt, die sich im Feuer<br />

des Chiefs manifestierten. Die Verehrung des Feuers findet sich auch bei den<br />

südlichen Nachbarn, den Shona am südlichen Teil des Zambezi-Tales. 33<br />

Die Verbreitung der religiösen Praktiken dürfte in enger Verbindung mit den<br />

ständig wechselnden Allianzen zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen<br />

gestanden haben. Immer wieder wird von Immigranten berichtet, die ihre eigenen<br />

Traditionen mitgebracht haben, z.B. der Kyungu-Klan, der eine ” göttliche<br />

Schlange“ verehrte.<br />

Angola und die Kimbundu-Bevölkerung<br />

Die Kenntnisse der Geschichte Angolas und des westlichen Zentralafrika beruhen<br />

auf Untersuchungen der Oraltraditionen der kimbundu-sprechenden Bevölkerung.<br />

Es wird angenommen, daß die Geschichte der Kimbundu-Bevölkerung zu<br />

Beginn unseres Jahrtausends ähnlich verlaufen ist, wie diejenige der ” Späten-<br />

Eisenzeit“-Bevölkerung der Buschlandsavannen. Die zentralen Kimbundu, die<br />

auch als Ndongo bekannt sind, waren von zwei weiteren Kimbundu-Bevölkerungsgruppen<br />

umgeben: im Nordosten von den Pende und im Süden von den Libolo.<br />

Es wird angenommen, daß diese drei Kimbundu-Gruppen abwechselnd dominierten.<br />

Die frühe Kimbundu-Bevölkerung lebte in kleinen Dörfern, die von männlichen<br />

Mitgliedern einzelner Verwandtschaftsgruppen kontrolliert wurden. Eine<br />

politische Konsolidierung begann über die entscheidende Funktion der Wet-<br />

33 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.532–533; mit dem<br />

Hinweis auf T.O. Ranger (1973): Territorial Cults in the History of Central Africa, Journal of<br />

African History, 14, S.581–597.

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