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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Familialisierung von sozialen Beziehungen 29<br />

Perioden der Zeit – Wechsel der Geschlechtspartner ist häufig und üblich – sich<br />

paarten und eine zeitlich begrenzte Gatten-Typ-Beziehung eingegangen sind. 64<br />

Haben die Evolutionisten des 19. Jahrhundert diese vormenschlichen Wesen gemeint,<br />

als sie von Promiskuität sprachen? Ihre Texte geben keinen Aufschluß<br />

darüber.<br />

Die früheste Form der Familie bestand wahrscheinlich aus weiblichen Hominiden<br />

und ihren abhängigen Kindern. Dabei festigten sich aber auch die Geschwisterbande<br />

untereinander. Es könnte sich bereits in dieser ” Mutter-Kind-Familie“<br />

ein universales Inzest-Verbot zwischen Mutter und Sohn entwickelt haben. Als<br />

Gründe dafür könnte die Verlängerung der Kleinkindabhängigkeit und die größere<br />

geschlechtliche Paarungsbereitschaft genannt werden. Bei den Primaten hat das<br />

Mutter-Sohn Inzestverbot biologische Ursachen: die Geschlechtsreife der männlichen<br />

Nachkommen tritt zu einem Zeitpunkt ein, wo die Mutter nicht mehr<br />

empfängnisbereit ist. 65<br />

Die Bedeutung der Jagd soll hier nicht geleugnet werden, aber gleichzeitig kooperierten<br />

auch die weiblichen Hominiden untereinander und das wurde häufig<br />

in der Literatur übersehen. Sie mußten ebenso komplexe soziale Bande eingehen<br />

und das Sammeln intensivieren. Nach Slocum waren dazu folgende Kenntnisse<br />

notwendig:<br />

• Detailkenntnisse über das Gebiet, das sie durchstreiften: sie mußten eßbare<br />

Pflanzen, Wurzeln, Beeren identifizieren können, giftige wären tödlich<br />

gewesen;<br />

• saisonale und geographische Kenntnisse (Orientierung) entwickeln;<br />

• Vorrichtungen zum Tragen der Kinder und der Nahrung erfinden; und<br />

• Werkzeuge für die Zubereitung der Nahrung herstellen lernen. 66<br />

Nach Gough kam der Selektionsdruck zum größeren Gehirn aus mehreren Richtungen.<br />

Um die biologischen Wurzeln zur Erklärung der größeren Aggressivität<br />

der männlichen Hominiden zu verstehen, muß vor allem ihre Schutzfunktion betrachtet<br />

werden und nicht die Jagd. Männer, Frauen und Kinder bauten gelegentlich<br />

temporäre Unterkünfte, sammelten Wurzeln, Früchte, Beeren, jagten Wild,<br />

zerteilten Fleisch und gerbten Häute. Erst später wurde das Feuer zum Schutz<br />

gegen wilde Tiere, für Licht und eventuell fürs Kochen verwendet. Die Feuerstelle<br />

entwickelte sich zum Zentrum und zum Symbol für eine Art von zu Hause. Mit<br />

der Verwendung des Feuers und für die Zubereitung der Nahrung mußten vorwiegend<br />

Frauen – vielleicht auch einige Kinder und ältere Männer – immer mehr<br />

Zeit aufwenden. Dadurch sank aber der Aufwand für das Zerteilen des Fleisches<br />

und fürs Kauen. Die Mahlzeiten wurden durch den Wechsel zu fleischhaltiger<br />

64 Slocum 1975, Woman the Gatherer, S.44.<br />

65 Slocum 1975, Woman the Gatherer, S.45.<br />

66 Slocum 1975, Woman the Gatherer, S.46–47.

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