Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 158<br />
Ausgaben veränderten häufig die von Mrs. Jemison erzählte Version und stellten<br />
sie als weiße christliche Märtyrerin dar, um die Brutalität in der Indianer-Politik<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika rechtfertigen zu können. 107<br />
In Namias Vorwort wird Mrs. Jemison als nicht nur eine historische Person beschrieben,<br />
sondern daß ihre Nachkommen sie bis heute kennen, häufig sogar ihren<br />
Namen, Degiwene’s (ausgesprochen De-kee-wa’nis), in der Bedeutung von<br />
” two falling voices“ oder two-voices-falling“. Noch heute leben zahlreiche direk-<br />
”<br />
te Nachkommen von Mrs. Jemison, vor allem im westlichen Bundesstaat New<br />
York und im südlichen Kanada. Für diese Verwandten und andere in Reservaten<br />
lebende Indianer bleibt sie eine reale Person, vor allem deshalb, weil es möglich<br />
gewesen wäre, daß Weiße und Indianer friedlich nebeneinander wohnen hätten<br />
können. Namias interviewte den Seneca-Künstler G. Peter Jemison, danach liegt<br />
die Bedeutung ihrer Lebensgeschichte vor allem darin, daß Mrs. Jemison die<br />
Seneca-Seite der Revolution erzählt, denn sie sprach beide Sprachen fließend und<br />
ihre Erzählung ist deshalb so wichtig, weil das typisch indianische Leben häufig<br />
als grausam, brutal und unmenschlich dargestellt wurde. Sie aber zeigt uns, daß<br />
sie dem Seneca-Leben den Vorzug gab, obwohl ihr freigestellt wurde wieder in die<br />
amerikanische weiße“ Gesellschaft zurückzukehren, aber: Finally, though ‘her<br />
” ”<br />
life was difficult,’ and there were things with which she disagreed, ‘she chose to<br />
stay.’ 108<br />
3.3.1 Sozialorganisation<br />
Nach Judith Brown ist vor allem die Trennung der Geschlechter bei der wirtschaftlichen<br />
Organisation für die hohe Stellung der Frauen verantwortlich, der<br />
besondere Vorteile für die Mädchen mit sich brachte. Die Männer waren häufig<br />
abwesend, entweder auf der Jagd oder in kriegerische Auseinandersetzungen mit<br />
anderen Stämmen verwickelt. Zwischen den Geschlechtern gab es wenig Solidarität,<br />
dafür waren die Frauen wie die Männer als Kollektiv mehrheitlich zusam-<br />
107 June Namis (1995): Editor’s Acknowledgement, in: June Namis (Hg.), A Narrative of the<br />
Life of Mrs. Mary Jemison, University of Oklahoma Press, Norman und London. Paperback-<br />
Ausgabe, S.ix-xi. Leider war in Wien keine einzige Ausgabe über Mrs. Jemisons Leben verfügbar;<br />
weder an der Nationalbibliothek, noch an der Hauptuniversität oder in der Bibliothek des Instituts<br />
für Völkerkunde. Die deutsche Übersetzung von Urs Lauer und Janis Osolin (Hg.) (1979):<br />
Niederschrift der Lebensgeschichte der Mary Jemison, war ebensowenig vorhanden wie alle anderen.<br />
Das einzige Exemplar, nach der Datenlage im Universitätsverbund, wäre über Fernleihe<br />
vom Amerikanistik Institut in Salzburg erhältlich gewesen. Der einfachste und schnellste Weg<br />
war die direkte Bestellung bei einer amerikanischen Buchhandlung. Vieles wäre für diese Arbeit<br />
unmöglich gewesen, hätte ich nicht die letzten Urlaube in den USA in unzähligen Buchgeschäften<br />
(Neuerscheinungen, aber auch Used Book Stores) an der Ost- und Westküste verbracht, um die<br />
Mehrheit der hier verwendeten Literatur anzukaufen.<br />
108 Namias 1995, Editor’s Introduction, in: Namias (Hg.), A Narrative of the Life of Mrs.<br />
Mary Jemison, S.43–45; dort Fußnote 67: ” Jemison’s Seneca name and pronunciation from<br />
Myrtle Peterson, with translation and alternative pronunciation as De-giwanis from William<br />
Fenton. Telephone conversation with G. Peter Jemison, from Victor, N.Y., August 14, 1986.“