Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Regionalgebiet Südostasien 244<br />
daß sie keine zentralistischen Strukturen entwickelt haben, sondern jedes Dorf<br />
eine eigenständige Einheit bildete.<br />
In diesem Zusammenhang verweist Ricklefs auf die begrenzten Möglichkeiten der<br />
Chiefdombildung. Die lokalen Chiefdoms waren unbeständige Einheiten, die nur<br />
Bestand hatten, solange die Zentralinstanz eine tolerante Politik ausübte. – Wenn<br />
sie es nicht tat, wanderte die Bevölkerung ab. Für das Entstehen einer Zentralinstanz<br />
im indonesischen Raum nennt Ricklefs die folgenden drei Punkte:<br />
1. Regionale ” overlords“, sogenannte ” Prinzen“ als regionale Chiefs, die genug<br />
Autonomie besaßen und direkte Unterstützung in Form von Reichtum,<br />
Prestige und Schutz erhielten. Die ” Prinzen“ würden einen höherstehenden<br />
Paramount Chief nur dann akzeptieren, wenn ihnen dadurch Vorteile<br />
zugute kämen;<br />
2. ” Herrscherkult“ einer Person, der übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden;<br />
3. am entscheidendsten war aber die militärische Stärke, jede ” Opposition“<br />
niederzuschlagen. Alle vorkolonialen Zentren ” Indonesiens“ wurden letztendlich<br />
auf überlegene militärische Macht begründet. 11<br />
Militärische Überlegenheit als Voraussetzung der Einheit: gab es diese Überlegenheit<br />
nicht, zerfielen die zentralistischen Strukturen wieder in lokale Einheiten.<br />
Die häufigste Ursache des Zerfalls war der Streit um die Nachfolge. Standen sich<br />
zwei Anwärter als Nachfolger mit ähnlich starker kriegerischer Gefolgschaft gegenüber,<br />
so bedeutete das auf jeden Fall eine Spaltung der Gesellschaft in zwei<br />
Gruppen. Kämpften sie gegeneinander, so wurden beide Gruppen geschwächt und<br />
der Sieg konnte dennoch als Niederlage gewertet werden. Deshalb waren die Konfliktlösungsstrategien<br />
– wie schon erwähnt – Voraussetzung für eine dynastische<br />
Linie, die Bestand haben sollte.<br />
Ein erfolgreicher Chief balancierte und manipulierte die Interessen seiner Gefolgschaft<br />
durch ” übernatürliche“ Kräfte und besonderes kriegerisches Geschick.<br />
Ein Paramount Chief mußte ein Netzwerk von Spionen aufbauen, um über die<br />
Ereignisse in seinem Einflußgebiet in<strong>for</strong>miert zu sein. Er ging politische Eheverbindungen<br />
ein, um seine Interessen mit anderen zu verbinden, damit sicherte er<br />
sich seine eigene Zukunft ab. 12<br />
Die malaysischen Chiefs verlegten häufig ihre Zentren und die gesamte Bevölkerung<br />
folgte der geographischen Mobilität an der Spitze. Nach Kato gibt es ein<br />
malaysisches Sprichwort mit folgenden Inhalt:<br />
11 M.C. Ricklefs (1990): A History of Modern Indonesia. – c. 1300 to the present, (Reprint<br />
der Erstausgabe von 1981), Macmillan Asian Histories Series, Hampshire, London, S.15–16.<br />
12 Ricklefs 1990, A History of Modern Indonesia, S.16.