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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 180<br />

sen. Dadurch finden die in der Ursprungsregion manifestierten Institutionen, die<br />

geistigen Vorstellungen (thought pattern) und materiellen Objekte (wie Masken:<br />

Gesichtsmasken aus Holz und Körperbedeckungsmaterial, Farben für Gesichtsund<br />

Körperbemalung, etc.) auch im neuen Siedlungsgebiet eine Weiterverbreitung.<br />

Herskovits bezieht sich in diesem Zusammenhang auf E.B. Tylor, der eine<br />

einfache, aber ” klare“ Definition von ” culture“ zusammenfaßt ” ... who described<br />

culture as:“<br />

... that complex whole which includes knowledge, belief, art, morals, law,<br />

custom, and any other capabilities and habits acquired by man as a member<br />

of society. 4<br />

Danach setzt sich die Bedeutung von culture – im Sinne von Herskovits – aus<br />

einer Reihe von Paradoxien, die nicht ignoriert werden können, zusammen:<br />

1. Die Gesellschaftsorganisation ist eine universelle Erfahrung der Menschheit<br />

und jede Gesellschaft hat ihre eigenen regionalen und lokalen Manifestationen<br />

in ihrer Einzigartigkeit.<br />

2. Gesellschaftliche Normen sind in mancher Hinsicht stabil – vor allem solange<br />

sie für die jeweilige Gesellschaft von Bedeutung sind – aber ebenso<br />

dynamisch und unterliegen ständigen Anpassungs- und Veränderungsprozessen.<br />

3. Die gesellschaftlichen Normen bestimmen alle Bereiche einer Gesellschaft<br />

und inkludieren sowohl bewußte als auch unbewußte Handlungen und Verhaltensweisen.<br />

5<br />

Die Psychologie und vor allem die Psychoanalyse von Siegmund Freud untersucht<br />

die Verhaltensmuster, die innerhalb einer Gesellschaft erlernt und weitertradiert<br />

werden. Ab 1920 griffen vor allem anglo-amerikanische Anthropologen<br />

4 Tylor 1874, Primitive Culture, S.1; zit.n. Herskovits 1949, Man and his Works, S.17; das<br />

anglo-amerikanische Wort culture wird – wie schon erwähnt – im Sinne von Gesellschaft übersetzt.<br />

Als Synonym für culture nennt Herskovits Tradition, ein anderes wäre Zivilisation. Problematisch<br />

ist die Verwendung des Begriffs vor allem deswegen, weil er häufig als Wertmaß<br />

verwendet wurde, der unterschiedliche Arten oder unterschiedliche Qualitäten von gewohnten<br />

Verhalten impliziert. Nach Herskovits beinhaltet culture folgendes: ” A short and useful definition<br />

of culture is: Culture is the man-made part of the environment. Implicit in this is the<br />

recognition that man’s life is lived in a dual setting, the natural habitat and his social ‘environment’.<br />

The definition also implies that culture is more than a biological phenomenon. It includes<br />

all the elements in man’s mature endowment that he has acquired from his group by conscious<br />

learning or, on a somewhat different level, by a conditioning process – techniques of various<br />

kinds, social and other institutions, beliefs, and patterned modes of conduct. Culture, in short,<br />

can be contrasted with the raw materials, outer and inner, from which it derives. Resources<br />

presented by the natural world are shaped so as to meet existing needs; while inborn traits are<br />

so molded as to the derive out of inherent endowment the reflexes which are preponderant in<br />

the overt manifestations of behavior.“ Herskovits 1949, Man and his Works, Chapter 2: The<br />

Reality of Culture, S.17–18, Hervorhebungen im Original.<br />

5 Herskovits 1949, Man and his Works, S.18.

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