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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 238<br />

dies dann gut gelingt, hängt vom Einfühlungsvermögen der Mutter ab. In den besprochenen<br />

Beispielen scheint es jedoch so zu sein, daß diese Wissensvermittlung<br />

zu den ” Pflichten“ der Lehrerin gehört, die meist eine ältere, in den Traditionen<br />

erfahrene Frau ist.<br />

(3) Im Unterschied zu patrilinearen <strong>Gesellschaften</strong> – gerade in Afrika – kennen<br />

die matrilinearen keine schmerzhaften ” Behandlungen“ der weiblichen Genitalien.<br />

Dies ist unter anderem eine Voraussetzung dafür, daß die Mädchen eine positive<br />

Einstellung zur Sexualität gewinnen können. Die oben genannten Fallbeispiele<br />

lassen ganz generell darauf schließen, daß die Frauen keine negative Selbsteinschätzung<br />

der weiblichen Sexualität entwickeln bzw. stehen wahrscheinlich<br />

selbstbewußte Sexualität und allgemeines Selbstbewußtsein der Frauen in einem<br />

Zusammenhang. Und dennoch, wie das Beispiel der Bemba zeigt, gibt es auch in<br />

matrilinearen <strong>Gesellschaften</strong> vielfältige Formen der ” Unterwürfigkeit“ der Frauen,<br />

teils bedingt durch hierarchische Strukturen (nach Alter und Abstammung), teils<br />

aber auch geschlechtsspezifisch, d.h. der Frauen gegenüber Männern. Auch dafür<br />

scheinen die Initiationsriten funktional zu sein. Im Unterschied zu den patrilinearen<br />

<strong>Gesellschaften</strong> besitzen die Frauen jedoch durchwegs das Recht, die Grenzen<br />

der Erträglichkeit einer Ehe selbst festzulegen und sind für die Entscheidung einer<br />

Trennung letztlich nicht vom Ehemann abhängig. In diesen Kontext gehören<br />

auch die Maskentraditionen hinein, wie Gerhard Kubik gezeigt hat: sie dienen<br />

dem Ausdruck geschlechtsspezifischer Spannungen und kanalisieren Aggression,<br />

insbesondere für Männer. Bei den Bemba fehlen derartige Maskentraditionen und<br />

deshalb finden wir hier sehr stark <strong>for</strong>malisierte Formen der Respektbezeugung,<br />

Unterwürfigkeit, Anerkennung des Ranges, aber auch zwischen den Geschlechtern.<br />

Deshalb müssen bei den Bemba bereits bei den Initiationsritualen solche Formen<br />

verinnerlicht werden. Im Grunde genommen kopieren aber schon die Kinder diese<br />

Welt der Erwachsenen und werden von den Eltern darin bestätigt.

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