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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Einleitung: Grundlinien der Theorie 2<br />

Zusammenhang folgende Fragen erörtert: Wie verlief die biologische Evolution<br />

der Hominiden und welche Bedeutung hatte dabei die Familialisierung? Es wird<br />

begründet, daß die Familialisierung der Sozialbeziehungen die wesentlichste soziale<br />

Veränderung darstellte. Die Rekonstruktion der Sozialbeziehungen vor 70.000<br />

Jahren stößt dabei aber auf erhebliche Schwierigkeiten. Es muß ausschließlich von<br />

theoretischen Grundannahmen ausgegangen werden; es gab mit einiger Sicherheit<br />

keine wie immer geartete ” Herrschaft“. Segmentäre <strong>Gesellschaften</strong> sind bis heute<br />

überwiegend egalitäre <strong>Gesellschaften</strong>, d.h. es wird entweder ein Konsens gefunden<br />

oder es findet eine Segmentierung der Gesellschaft statt, oder eine Form von<br />

Migration.<br />

Weiters wird die Frage der Universalität der Kernfamilie gestellt und auf einzelne<br />

Definitionen zur ” Kernfamilie“ eingegangen. George Peter Murdock hatte<br />

bereits in seinem Werk ” Social Structure“ (1949) die Kernfamilie als universelle<br />

Institution der menschlichen Gesellschaft nachgewiesen, was aber für manche<br />

Autoren – wie z.B. vom Soziologen Rolf Eickelpasch (1974) – nicht als allgemein<br />

gültig angesehen wird, sondern es werden erneut Ausnahmen wie z.B. bei<br />

matrilinearen <strong>Gesellschaften</strong> gesucht und auch – nach seiner Interpretation – gefunden.<br />

Der Soziologe Eickelpasch nimmt tatsächlich an, daß die ” matrilineare<br />

Familienorganisation“ eine einseitige Solidarität bilde; dazu kann nur festgestellt<br />

werden, daß hier einige Mißverständnisse vorliegen. Denn die Kernfamilie selbst<br />

ist weder patrilinear noch matrilinear, denn sie wird fast ausschließlich zwischen<br />

nicht-verwandten Personen geschlossen, die Kinder dieser Kernfamilie stammen<br />

ausschließlich von den Eltern ab, zu welcher Abstammungsgruppe sie insgesamt<br />

gehören, wird durch die Gesellschaftsnormen geregelt. Die Beziehungen zwischen<br />

den Geschlechtern und ihre Aufgaben und Verpflichtungen innerhalb der Kernfamilie<br />

sind dabei ein wesentlicher Faktor.<br />

Die Annahme, daß Frauen immer unter einer männlichen Dominanz litten,<br />

wird an weiteren Beispielen hinterfragt. In der Literatur wurden häufig der Geschlechtsdimorphismus<br />

und die Versorgung der abhängigen Kleinkinder als Ursache<br />

für die Unterordnung der Frauen genannt. Diese Annahmen konnten widerlegt<br />

werden, denn der Geschlechtsdimorphismus ist beim Menschen kein wesentliches<br />

Merkmal, entscheidend ist hingegen die Art der Sozialisierung, z.B. die<br />

Anerziehung von aggressivem Verhalten gegenüber Nicht-Mitgliedern einer Gesellschaft.<br />

Wesentlich ist aber auch die Bewertung der Tätigkeit im Bezug auf<br />

das Geschlecht. Nach Sally Slocum (1975) sei die Überbewertung der Jagd dafür<br />

verantwortlich. Denn es steht außer Frage, daß die Mehrheit der rezenten Jägerund<br />

Sammlergesellschaften vorwiegend von der Sammeltätigkeit (mit Ausnahme<br />

der Arktis) der Frauen leben und dennoch gilt Fleisch als Delikatesse und wird<br />

deshalb mehrheitlich höher bewertet, gerade weil es seltener auf dem Speiseplan<br />

steht. Am Beispiel der !Kung Bushmen werden die Beziehungen der Geschlechter<br />

zwischen den traditionellen Jägern und Sammlern und den bereits seßhaften<br />

Teilen der Gesellschaft dargestellt. Hier gilt aber, daß die !Kung Bushmen eine<br />

der wenigen <strong>Gesellschaften</strong> sind, bei denen dieser Übergang beschrieben wurde

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