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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 227<br />

zu werden als Person, die die Geheimnisse kennt. 131<br />

Nach Grohs konnte bei den Frauen keine negative Selbsteinschätzung der weiblichen<br />

Sexualität festgestellt werden, die von anderen Autoren angesprochen wurde.<br />

Frauen wie auch Männer sind verpflichtet, bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten,<br />

was eben auch die Sexualität betrifft oder die Verhaltensnormen im Umgang<br />

mit Älteren. 132<br />

Die traditionelle Erziehung der Mädchen hat sich nach der vorliegenden Darstellung<br />

trotz des islamischen Einflusses ab dem frühen 19. Jahrhundert wenig<br />

verändert. Die Frauen konnten sich zumindest bei der traditionellen Erziehung<br />

der Mädchen einen eigenen Bereich bewahren. Früher sollen die Mädchen ein<br />

Maskenkostüm getragen haben, das heute durch eine minutiöse Körperbemalung<br />

ersetzt wurde. Die Expertinnen haben eine wichtige Stellung in der Gesellschaft<br />

und weisen darauf hin, daß sie die Traditionen bewahren und weitergeben. Die<br />

persönliche Ausstrahlung der Kungwi ist letztlich entscheidend für die Begeisterung<br />

oder nur Teilnahme der Mitwirkenden. 133<br />

4.4.5 Traditionen der Bemba-Bevölkerung<br />

Als ein Beispiel einer dominanten Gesellschaft mit zentralisierter Herrschaft durch<br />

einen Paramount Chief gelten die Bemba im nordöstlichen Hochplateau von<br />

Nord-Rhodesien (im heutigen Zambia). Richards führte in den Jahren zwischen<br />

1931 und 1934 umfangreiche Feld<strong>for</strong>schungen durch. Ihre Ergebnisse veröffentlichte<br />

sie erst 20 Jahre später. Damals lebte die Bevölkerung in kleinen Gruppen<br />

in weit auseinanderliegenden Dörfern (zwischen 5 bis 20 Meilen), mit 30<br />

bis 50 Hütten. Die Gesamtzahl der Bemba-Bevölkerung in den 1930er Jahren<br />

wurde auf ca. 140.000 bis 150.000 Menschen geschätzt. Die Grundlage der<br />

131 Grohs 1995, Frauen und rituelle Macht am Beispiel der Zigua und Ngulu, S.268.<br />

132 Grohs 1995, Frauen und rituelle Macht am Beispiel der Zigua und Ngulu, S.269–270. Ein<br />

Beispiel der weiblichen Selbsteinschätzung wird von Grohs von einer rituellen Expertin wiedergegeben:<br />

” Es stimmt, wir verbergen alles, was mit der Menstruation zu tun hat. Man darf in<br />

dieser Zeit nicht mit dem Mann im gleichen Bett schlafen. Man darf für den Ehemann kochen,<br />

aber für keinen Fremden ... Warum fragst du, ob es schmutzig ist? Entsteht nicht ein Kind<br />

daraus? Wenn die Frau keine Menstruation hätte, könnte sie keine Kinder zur Welt bringen.<br />

Warum sollen die Frauen unter den Männern stehen? [. . .] Schließlich, bringt der Mann die<br />

Kinder zur Welt oder die Frau? Hast Du schon einmal einen Mann gesehen, der schwanger ist?<br />

Die Männer kommen weit hinter den Frauen. Auch der Mann ist schmutzig. Ist sein Samen<br />

nicht schmutzig? Und dennoch, wenn der Mann und die Frau zusammentreffen, ist niemand<br />

schmutzig . . . Die Frauen stehen höher, weil sie die Kinder gebären. Durch sie wird das Land<br />

gefüllt. Die Männer sind eben da, aber ich als Frau, ich bringe das Kind. Selbst wenn eine Frau<br />

nicht verheiratet ist, wenn sie einen Mann trifft, wird sie gebären. Sie vergrößert den Klan, die<br />

ganze Gruppe. Bringt der Mann etwa ein Kind zur Welt? Auch wenn er sich mit Frauen einläßt,<br />

ein Kind bekommt er nicht.“ (Grohs 1987: Gespräche mit rituellen Expertinnen, unveröffentl.<br />

Manuskript).<br />

133 Grohs 1995, Frauen und rituelle Macht am Beispiel der Zigua und Ngulu, S.272. Grohs<br />

verweist auf Kubik 1987, S.44f.: ” Ähnliche Maskierungen sind bei den matrilinearen Luchazi<br />

Zambias oder bestimmten Malawi-Völkern üblich.“

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