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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Südostasien 288<br />

ben also die wichtigsten politischen Rollen oder Statuspositionen, die mit<br />

besonderem Prestige verbunden sind, wie z.B. bei den Minangkabau der<br />

penghulu oder tungganai (Lineage- oder Sublineagevorstand, MuBr der ältesten<br />

Frau der Lineage). Man könnte sagen, Frauen dominieren, weil sie ein<br />

Monopol auf Grund und Boden haben (inklusive des Erbrechts), Männer<br />

dominieren, weil sie die Status- und Prestigepositionen einnehmen. Solange<br />

die Expansion der Dörfer durch Segmentierung auf neuem Land möglich<br />

war, entstanden in diesem System keine neuen Spannungen; es befand sich<br />

irgendwie im Gleichgewicht zwischen einer egalitären segmentären Gesellschaft<br />

und den Tendenzen zum Aufbau einer Ranggesellschaft, welche eigentlich<br />

schon im 14. Jahrhundert weit <strong>for</strong>tgeschritten war, als das ´ Srivijaya-<br />

Gebilde zusammengebrochen war. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Prozeß<br />

der Dorfsegmentierung auf Neuland weitgehend blockiert, d.h. keine Teilung<br />

der Abstammungsgruppen, das wiederum bedeutet, daß trotz Zunahme der<br />

Bevölkerungszahl keine Möglichkeit besteht, neue Lineage-Positionen für<br />

Männer zu schaffen. 127 Deswegen verstärken sich die Migrationsprozesse,<br />

Übergang von Dorfsegmentierung über kreisförmige Migration zur ” chinesischen“<br />

Migration in die Großstädte. Somit haben wir heute zwei unterschiedliche<br />

Minangkabau-<strong>Gesellschaften</strong>: eine traditionelle des Kernlandes,<br />

und eine der Zielgebiete der Migration, wo sich die traditionalen Strukturen<br />

der Minangkabau rasch auflösen.<br />

127 Benda-Beckmann 1985, Die rechtliche Stellung der Frauen bei den Minangkabau in Indonesien,<br />

S.506: Die holländische Administration hatte die Schaffung neuer Familienoberhauptstellen<br />

verboten, dadurch wurde der Prozeß der Teilung beeinträchtigt. Es bildeten sich unterhalb<br />

der Abstammungsgruppen, die durch ein Oberhaupt im Dorfrat vertreten sind, permanente<br />

Teilgruppen (kaum), die wirtschaftlich selbständig ihren Erbbesitz verwalten und ein eigenes<br />

Gruppenoberhaupt (mamak kepala kaum) wählen, das aber keinen Sitz im Dorfrat inne hat.<br />

Diese Teilgrupppen gelten heute als steuerpflichtige Gruppen und stellen verwaltungsrechtlich<br />

die wichtigste Einheit dar.

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