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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Kapitel 1<br />

Familialisierung von sozialen<br />

Beziehungen<br />

Die evolutionistischen Stufenmodelle des 19. Jahrhunderts gingen davon aus, daß<br />

sich die Menschheitsgeschichte durch einzelne Entwicklungsstufen der Familienorganisation,<br />

ausgehend von Promiskuität, in Verbindung mit dem Übergang zur<br />

Seßhaftigkeit und der damit verbundenen Landwirtschaft und Viehzucht zur Zivilisation<br />

und monogamen Familie entwickelte. Das Hauptproblem dieser Theorien<br />

ist die fehlende oder zumindest unscharfe Abgrenzung zwischen den nichtmenschlichen<br />

Primaten und dem Homo sapiens sowie die Konzeption einer unilinearen<br />

Entwicklung der Menschheit. Die evolutionistischen Modelle des 19. Jahrhunderts<br />

sind heute überholt und bilden nur mehr einen Teil der Ideengeschichte.<br />

Im folgenden Abschnitt werden die Ursachen der Entstehung der Familie in der<br />

menschlichen Gesellschaft genauer betrachtet. Ausgehend von den nicht menschlichen<br />

Primaten bis zur Entwicklung des Homo sapiens werden die sozialen<br />

Veränderungen einer Prüfung unterzogen. Alle Primaten teilen ein Charakteristikum,<br />

ohne welches sich die Familie nicht hätte entwickeln können: hohe Sozialität.<br />

Die Frage, warum entsteht Sozialverhalten, wird meist dadurch beantwortet, daß<br />

der Nachwuchs hilflos geboren wird und über Monate bis Jahre gesäugt und versorgt<br />

werden muß. Je länger die Abhängigkeit der Jungen, desto näher ist ihre<br />

Spezies dem Menschen. 1<br />

1.1 Ursachen für die Familialisierung<br />

Im Bezug auf das Verhalten der Primaten kann gezeigt werden, daß jedes erwachsene<br />

Individuum selbst seine eigene Nahrung beschafft und die Mutter-Kind-<br />

Beziehung am stärksten ausgeprägt ist. Beim Menschen ist das Teilen der Nah-<br />

1 Kathleen Gough (1975): The Origin of the Family, in: Rayna R. Reiter (Hrsg.), Toward an<br />

Anthropology of Women, Monthly Review Press, New York, London, S.51–76, hier insbes. S.55.<br />

11

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