Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Zusammenfassung 292<br />
ist selten, wie auch internale Kriegführung. Internale Harmonie sei bei bevorzugter<br />
Uxorilokalität meist anzutreffen und internale Kriegführung wird durch<br />
externale ersetzt. Ausschlaggebend dafür sei die Unterbrechung der fraternalen<br />
Interessengruppen – d.h. die agnatischen Verwandten des Mannes leben verstreut<br />
in unterschiedlichen Dörfern der Umgebung, dadurch können Männer bei Konflikten<br />
auf lokaler Ebene nicht mehr mit der Unterstützung ihrer Brüder rechnen. Die<br />
lokale Trennung von erwachsenen Männern unter Matrilokalität/Uxorilokalität<br />
hat viel größere politische und soziale Auswirkungen als der Ortswechsel von<br />
Frauen bei bevorzugter Patrilokalität. Politische Autorität und das Monopol der<br />
Kriegführung sind immer in den Händen der Männer – unabhängig vom Typ der<br />
Residenz oder Deszendenz. Bei Matrilokalität erweitert sich das politische Zentrum<br />
über die einzelnen Dorfgrenzen hinaus auf alle Dörfer, in denen männliche<br />
Verwandte leben. Kriegführung gegen Brüder, d.h. gegen die Nachbardörfer, wird<br />
nach mehreren Generationen zunehmend unmöglich. 3<br />
Diese unterschiedlichen Formen der Austragung von Konflikten benutzte Divale<br />
als Grundlage für seine statistische Überprüfung. Die Testergebnisse sprechen für<br />
seine Hypothese: Er verglich 33 <strong>Gesellschaften</strong> mit bevorzugter Patrilokalität 4<br />
mit 10 <strong>Gesellschaften</strong>, die Matrilokalität bevorzugen 5 und kam zu folgendem Ergebnis:<br />
Es gibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Matrilokalität und der<br />
Dominanz eines Geschlechts bei der Subsistenzproduktion.<br />
Divale konnte in seiner Auswertung die Hypothese bestätigen, daß es eine signifikante<br />
Verbindung zwischen bevorzugten matrilokalen Residenzmustern und der<br />
Variable Migration bei den einzelnen <strong>Gesellschaften</strong> gibt, die in den letzten 500<br />
Jahren in das heutige Siedlungsgebiet kamen. Bei den 10 genannten matrilokalen<br />
<strong>Gesellschaften</strong> migrierten 9 in den letzten 500 Jahren ins heutige Siedlungsgebiet,<br />
die Zuñi jedoch als einzige Gesellschaft mit bevorzugter matrilokaler Residenz<br />
waren nicht migriert. Divale erklärt diese Ausnahme damit, daß die Navaho und<br />
Apachen, die in derselben Region leben, kürzlich in das Gebiet migrierten. Die<br />
Bedingungen des Ungleichgewichts, die als Grund für den Übergang zur Matrilokalität<br />
genannt wurden, setzten sich für beide, die Migranten und die ansässige<br />
Bevölkerung durch. Um diese Annahme abzusichern, wird ein linguistischer Vergleich<br />
durchgeführt, d.h. wenn <strong>Gesellschaften</strong> in ein Gebiet migrierten, dann sollte<br />
keine Sprachverwandtschaft bestehen. Dies konnte eindeutig bestätigt werden.<br />
3Divale 1975, An Explanation <strong>for</strong> Matrilocal Residence, S.102–104.<br />
4Bevorzugte Patrilokalität, dabei dominieren in der Subsistenzwirtschaft die Männer bei den<br />
” Malays, Yakut, Koreans, Chukchee, Lau, Yokuts, Gros Ventre, Yucatec Ma, Yahgan, Yanomamö,<br />
Cayua, Wolof, Mossi, Irish, Zazzagawa, Tiv, Lapps, Kurd, Rwala, Amhara, Masai, Ngoni,<br />
Somali, Bhil, Toda“; hingegen bevorzugen die folgenden <strong>Gesellschaften</strong> Patrilokalität trotz<br />
der Dominanz der Frauen in der Subsistenzwirtschaft: Aranda, Kapauku, Tikopia, Aymara,<br />
”<br />
Kanuri, Azande, Serbs“.<br />
5Bevorzugte Matrilokalität, dabei dominieren immerhin bei 7 <strong>Gesellschaften</strong> die Männer in<br />
der Subsistenzwirtschaft: Trukese, Zuñi, Cuna, Mataco, Bororo, Mundurucú, Khase“. Nur 3<br />
”<br />
<strong>Gesellschaften</strong> bevorzugen Matrilokalität und gleichzeitig dominieren die Frauen bei der Subsistenzproduktion:<br />
Pawnee, Iroquois, Cagaba“.<br />
”