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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 127<br />

bevorzugen Ehen mit Töchtern des Bruders des Vaters, daraus resultiert der Verlust<br />

von Exogamie in der Patri-Sib; oder von einer anderen Gesellschaft wird das<br />

Christentum übernommen, damit verschwindet Polygynie und wird durch Monogamie<br />

ersetzt. Die Veränderung der Heiratsregel beeinflußt in der Folge aber<br />

weitere Sozialstrukturen, z.B. den postmaritalen Wohnort. Mit der Änderung<br />

der bevorzugten Residenzregel befaßte sich Lowie und stellte fest, daß signifikante<br />

Veränderungen in der Sozialorganisation in Beziehung mit dem Wechsel der<br />

Maritalresidenz stehen und diese das Gleichgewicht eines relativ stabilen Sozialsystems<br />

stören bzw. zu einer Serie von internaler Wiederanpassung führen können,<br />

um im Anschluß daran erneut ein Gleichgewicht innerhalb der Sozialorganisation<br />

zu finden. Nach Murdock war diese Schlußfolgerung der wichtigste Beitrag für die<br />

Evolution der Sozialorganisation. 17<br />

3.1 Ursachen für die Aufgabe der bevorzugten<br />

Maritalresidenz<br />

Die Veränderungen der postmaritalen Residenz haben Auswirkungen auf die<br />

Wirtschaft, Technologie, Erbschaft, politische Organisation und Religion, aber<br />

bevor sich diese vollziehen, verändern sich die strukturellen Beziehungen der miteinander<br />

verbundenen Individuen, ausgehend von fünf möglichen Residenz<strong>for</strong>men.<br />

Für den Ehemann bedeutet patrilokale, matrilokale, bilaterale, neolokale<br />

oder avunkulokale Residenz folgendes:<br />

1. patrilokale Residenz schließt ein, daß ein Mann lebenslang mit seinem Vater<br />

und seinen patrilinearen Verwandten im selben Dorf lebt und auf ihre soziale<br />

Unterstützung vertrauen kann;<br />

2. matrilokale Residenz 18 verbindet ihn mit den matrilinearen Verwandten seiner<br />

Mutter vor der Heirat und danach mit denjenigen seiner Frau;<br />

3. bilaterale Residenz bringt ihn in Kontakt mit einer ausgewählten Gruppe<br />

von bilateralen und/oder affinalen Verwandten;<br />

4. neolokale Residenz isoliert ihn vor seiner Heirat von seiner Verwandtschaft<br />

und danach durch seine neu gegründete Familie;<br />

5. avunkulokale Residenz verbindet ihn physisch und sozial mit seinen männlichen<br />

matrilinearen Verwandten und ihren Familien. 19<br />

17 Murdock 1949, Social Structure, S.201–202.<br />

18 Die bevorzugte Residenz: sowohl patrilokal als auch matrilokal wird in der vorliegenden<br />

Arbeit im Sinne von virilokal und uxorilokal verwendet.<br />

19 Murdock 1949, Social Structure, S.202.

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