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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Familialisierung von sozialen Beziehungen 35<br />

Kernfamilien von Vater und Söhnen, die unter einem Dach oder in einer<br />

Gruppe zusammengehörender Unterkünfte leben. 81<br />

Murdock konnte in seiner Arbeit über die sozialen Strukturen 192 <strong>Gesellschaften</strong><br />

nach den oben genannten Kriterien den drei Familienorganisationen zuordnen:<br />

Häufigkeit bestimmter Familienorganisationen<br />

Familienorganisation <strong>Gesellschaften</strong><br />

einzelne Kernfamilie 47<br />

polygame Familie 53<br />

eine Art erweiterte Familie 92<br />

insgesamt 192<br />

Quelle: Murdock 1949, Social Structure, S.2.<br />

Nicht die polygame Familie, sondern das Zusammenleben mehrerer Generationen,<br />

d.h. mehrerer einzelner Kernfamilien, ist nach Murdock die häufigste Form<br />

der Familienorganisation und dies sei der Beweis für die Universalität der Kernfamilie.<br />

Bei der Definition der Kernfamilie bezieht sich Murdock auf Robert<br />

H. Lowies ” Primitive Society“ (1920) und schreibt:<br />

The nuclear family is a universal human social grouping. Either as the sole<br />

prevailing <strong>for</strong>m of the family or as the basic unit from which more complex<br />

familial <strong>for</strong>ms are compounded, it exists as a distinct and strongly functional<br />

group in every known society. No exception, at least, has come to light<br />

in the 250 representative cultures surveyed <strong>for</strong> the present study, which<br />

thus corroborates the conclusion of Lowie: “It does not matter whether<br />

marital relations are permanent or temporary; whether there is polygyny<br />

or polyandry or sexual license; whether conditions are complicated by the<br />

addition of members not included in our family circle: the one fact stands<br />

out beyond all others that everywhere the husband, wife, and immature<br />

children constitute a unit apart from the remainder of the community.” 82<br />

Murdock geht davon aus, daß die Kernfamilie vier Funktionen zu erfüllen hat: sexuelle,<br />

ökonomische, reproduktive und erzieherische. Die Kernfamilie ist räumlich<br />

(gemeinsamer Wohnort) ebenso wie sozial bestimmt. Der Grund für die Universalität<br />

der Kernfamilie wird nicht offensichtlich, wenn man die Familie soziologisch<br />

nur als ” soziale Gruppe“ sieht. Erst durch die Analyse von einzelnen<br />

Beziehungen – individuelle und gemeinsame – wird die Vielseitigkeit der familiären<br />

Pflichten und deren inneren Zusammenhänge sichtbar. Die Kernfamilie als<br />

81Murdock 1949, Social Structure, Beschreibung der drei Typen der Familienorganisation,<br />

S.1–2.<br />

82Murdock 1949, Social Structure, S.2–3, zitiert Robert H. Lowie (1920): Primitive Society,<br />

New York, S.66–67, weitere Literaturangaben: Franz Boas et al. (1938): General Anthropology,<br />

Boston u.a., S.411; Bronislaw Malinowski (1929): Kinship, in: Encyclopaedia Britannica,<br />

14. Auflage, London, Bd. XIII, S.404.

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