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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Zusammenfassung 301<br />

Der Übergang zur externalen Kriegführung kann als eine besonders erfolgreiche<br />

Strategie angesehen werden, um eine besiedelte Region zu erobern und damit<br />

das Siedlungsgebiet zu erweitern. Dies schafft wiederum die Möglichkeit, durch<br />

Dorfsegmentierungen Konflikte innerhalb der Gesamtgesellschaft zu vermeiden.<br />

Die innergesellschaftliche Harmonie wird zusätzlich durch die bevorzugte Uxorilokalität<br />

gestärkt, da die fraternalen Interessengruppen unterbrochen werden.<br />

(3) Als abschließendes Beispiel einer uxorilokalen und matrilinearen Gesellschaft<br />

wurde die Minangkabau-Bevölkerung von Sumatra gewählt – vor allem deswegen,<br />

weil im Kernland der Minangkabau (Hochland der Provinz Westsumatra)<br />

bis heute die matrilinearen Traditionen weiterbestehen, obwohl der Islam eine<br />

wichtige Rolle spielt. Der historische Überblick sollte veranschaulichen, welche<br />

äußeren Einflüsse zur Bildung einer Minangkabau-Identität geführt haben. Es<br />

wurde gezeigt, daß die Chiefdombildung auf Sumatra, Java und der malaysischen<br />

Halbinsel häufig im Zusammenhang standen mit den Handelsbeziehungen nach<br />

Indien und China. Einzelne Chiefdoms konnten durch ihre Handelsbeziehungen<br />

ihren Einfluß über weite Gebiete ausdehnen, dazu zählen: Majapahit auf Java,<br />

sowie ´ Srivijaya und Malayu auf Sumatra, später Malakka auf der malaysischen<br />

Halbinsel und Aceh in Nordsumatra. Die Ausdehnung der Einflußbereiche führte<br />

immer wieder zu Konflikten. Von den Raubzügen waren vor allem die Zentren an<br />

der Küste betroffen, die häufig zerstört wurden. In Westsumatra erscheint der Name<br />

Adityavarman zwischen 1347 und 1379 in zahlreichen Steininschriften. Es wird<br />

angenommen, daß er mit der aristokratischen Lineage des Chiefdoms Dharmasraya<br />

auf Sumatra verbunden war, zumindest teilweise eine javanische Abstammung<br />

hatte und in Majapahit auf Java aufwuchs. Vermutlich ist sein Aufenthalt in Java<br />

auf die erfolgreiche Expansionspolitik von Majapahit im 14. Jahrhundert zurückzuführen.<br />

Adityavarman soll mit seiner Gefolgschaft in den 1340er Jahren auf Sumatra<br />

die Kontrolle über die goldexportierende Dharmasraya-Region des oberen<br />

Batang Hari Flußes übernommen haben, die seit den 1270er Jahren gegenüber<br />

Majapahit tributpflichtig war. Nach den überlieferten Inschriften konnte Adityavarman<br />

1347 seine Abhängigkeit von Majapahit abschütteln und ein eigenes<br />

” Chiefdom“ im zentralen Tanah Datar Gebiet gründen.13 Zahlreiche Steininschriften<br />

belegen, daß er die Titeln Maharajadiraja und Kanakamedinindra (‘sovereign<br />

of the gold-bearing ground’) übernommen hatte. Vermutlich waren die verwandtschaftlichen<br />

Beziehungen zur aristokratischen Lineage des Chiefdoms Dharmasraya<br />

die Grundlage für seine Erfolge, die durch militärische Unterstützung erzielt<br />

werden konnten.<br />

Die Geschichte der Bevölkerung im Hochland der heutigen Provinz Westsumatra<br />

konnte trotz zahlreicher schriftlicher Hinweise, Ursprungsmythen und Oraltraditionen<br />

nur lückenhaft rekonstruiert werden. Grundsätzlich kann aber angenommen<br />

werden, daß die Wahl des Siedlungsgebietes einige Vorteile für die Bevölkerung<br />

mit sich brachte: fruchtbare Vulkanböden, genügend Wasser für die künstliche<br />

Bewässerung der Reisfelder, kein Malaria-Gebiet, geschützte Lage, Gold-<br />

13 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.39.

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