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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 192<br />

tergötter, die als malungu Figuren dargestellt wurden. Ein weiterer Kult entstand<br />

in Verbindung mit dem Eisen und wurde ngola genannt. In den Oraltraditionen<br />

finden sich Berichte über neue ngola-Chiefs, die vermutlich aus Samba-Migranten<br />

hervorgingen und deren militärische Überlegenheit auf ihre Waffen – Kampfäxte<br />

und Pfeilspitzen aus Eisen – zurückzuführen ist. 34<br />

Lunda-Bevölkerung<br />

Am erfolgreichsten im politischen Verhalten war die Lunda-Bevölkerung. Die<br />

Oraltraditionen berichten über drei Lineages (1. yala mwaku, 2. junior kinguri<br />

Lineage, 3. lueji), die in einem Konfliktverhältnis zueinander standen und jede<br />

versuchte die Obermacht zu gewinnen. Die Rivalitäten dürften über einen<br />

längeren Zeitraum bestanden und erst im 14. oder 15. Jahrhundert durch äußere<br />

Einflüsse zu einem politischen Gleichgewicht geführt haben. Eine Lineage, sie<br />

berief sich auf einen ” großen Jäger“, der Chibinda Ilunga genannt wurde und<br />

einen fiktiven Helden darstellte, übernahm die Vorherrschaft. Die Oraltraditionen<br />

berichten über die Idee, die mit dem Jäger Chibinda Ilunga personifiziert<br />

wird, daß sie in enger Verbindung mit der Luba-Bevölkerung stand. Dies dürfte<br />

darauf zurückzuführen sein, daß die Lunda- und Luba-Bevölkerung ähnlich politisch<br />

organisiert waren und später eine mächtige Gemeinschaft bildeten, die auf<br />

Allianzen zwischen einem zentralisierten fremden Chief und einer unabhängigen<br />

Lunda-Lineage, die einen alten Lineage-Titel besaß, beruhte. 35<br />

Bedeutung der Kriegführung<br />

Im 16. und 17. Jahrhundert waren kriegerische Auseinandersetzungen häufig,<br />

die wiederum die Bildung von zentralisierten politischen Herrschaftsbereichen<br />

ermöglichten. Grundlage der Kriegstüchtigkeit der Lunda-Chokwe-Bevölkerung,<br />

die Kontakte zur östlichen Kimbundu-Bevölkerung des oberen Kwanza Tales hatte,<br />

waren die Krieger-Camps, die kilombo genannt wurden. Die Form der Rekrutierung<br />

in die kinguri-Camps fand exklusive über eine Initiation statt und nicht<br />

über Status oder Geburt. Dadurch wurde die Macht der alten Lineages gebrochen<br />

und ersetzt durch erfolgreiche Anführer von Kriegszügen. Dieser Bruch mit<br />

der Tradition, aber auch das spartanische Leben in den Camps, veranlaßte Teile<br />

der Gefolgschaft wieder in den Familienverband zurückzukehren. Auf der Suche<br />

nach Ersatz von Kriegern mußte die Rekrutierung flexibler durchgeführt werden.<br />

36 Wieweit diese Traditionen der Initiation in Krieger-Camps die heute noch<br />

bestehenden Initiationsschulen beeinflußten, kann hier nur vermutet werden, aber<br />

gewisse Ähnlichkeiten sind unverkennbar. Beide dienen der Vermittlung von Traditionen,<br />

Disziplinierung, Trennung der früheren Familie und der Schaffung von<br />

34 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.536.<br />

35 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.539–540.<br />

36 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.541.

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