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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 193<br />

Solidaritätsgemeinschaften der Männer. Daraus könnte geschlossen werden, daß<br />

die heutigen Initiationsschulen der Knaben als Tradition der kriegerischen Vergangenheit<br />

weiterbestehen.<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts entstand eine Militärgemeinschaft namens<br />

Imbangala, die erobernd durch das Kimbundu-Territorium bis zum Atlantik vorgedrungen<br />

war. Alle Imbangala erhielten ihren Namen durch Initiation, die mit<br />

militärischem Training verbunden war und gegenüber Fremden ein anti-soziales<br />

Verhalten, inklusive rituellem Kannibalismus, <strong>for</strong>derte. Durch die Isolation von<br />

ihren früheren Familien waren die Imbangala-Krieger untereinander eng verbunden,<br />

wenn aber einzelne Krieger besonders erfolgreich waren, führte dies häufig<br />

zur Segmentierung und Bildung neuer Krieger-Camps. Eines dieser Camps wurde<br />

1601 vom englischen Seemann Andrew Battell beschrieben. Er verbrachte einige<br />

Monate als Gefangener im Camp, das – wie er schreibt – sehr gut gegen Attacken<br />

von außen geschützt war. Jede Abteilung war als Kampfeinheit organisiert und<br />

ihre Waffen waren immer griffbereit. Das Zentrum bildete ein Krieger-Chief, den<br />

eine Gefolgschaft von Frauen umgab, die ihn bei seiner Inspektion durch das<br />

Camp begleitete. Dabei trugen sie seinen Bogen und seine Weinschale. Der Chief<br />

war durch seinen ungewöhnlichen Haarstil aus Muscheln und seiner Haut, die mit<br />

kunstvollen Narbenornamenten geschmückt war, erkennbar. 37<br />

Ende des 16. Jahrhunderts erreichten die Imbangala-Krieger die Atlantikküste, wo<br />

sie sich mit dem Phänomen des Übersee-Sklavenhandels konfrontiert sahen. Ihre<br />

Eroberungszüge fanden ein jehes Ende und das Chiefdom der Ndongo zerfiel. 38<br />

Das Kongo-Gebiet wurde zum Schauplatz der Jaga-Kriege, die schließlich zum<br />

Zerfall des Kongo-Chiefdoms im Jahre 1569 führten. Die Jaga-Krieger richteten<br />

ihre Rebellion gegen jede Form von Autoritätsausübung: gegen Chiefs, Händler,<br />

Portugiesen und das Oberhaupt des Kongo-Chiefdoms. Die Folge der Jaga-Kriege<br />

war eine massive militärische Invasion der Portugiesen im westlichen Zentralafrika.<br />

Nach Beendigung der Kriege verwandelten sich die ehemaligen portugiesischen<br />

Soldaten in eine handeltreibende Mittelschicht. Die Periode zwischen 1570 bis ins<br />

17. Jahrhundert stand im Zeichen des Gleichgewichts und der Stabilität in dieser<br />

Region, die im frühen 17. Jahrhundert durch die Rivalität unterschiedlicher Handelsinteressen<br />

wieder zur politischen Zersplitterung des Kongo-Gebietes führte.<br />

Angola wurde zur ersten tropisch-afrikanischen Kolonie erklärt und die ersten weißen<br />

Siedlungen entstanden an der Küste, deren Voraussetzungen zum Überleben<br />

eher ungünstig waren. Das europäische Vordringen ins Hinterland wurde durch<br />

massiven Widerstand zahlreicher Bogenschützen der Kimbundu-Bevölkerung verhindert.<br />

Die Europäer mußten zur Kenntnis nehmen, daß ihre Feuerwaffen den<br />

Anstürmen nicht gewachsen waren. Die Suche nach einer mythischen Silbermine<br />

37 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.541–542; die Beschreibung<br />

des Imbangala-Camps bezieht sich auf: E.G. Ravenstein (Hg.) (1901): The Strange Adventures<br />

of Andrew Battell, London; und enthält die einzige zusammenfassende Darstellung eines<br />

Imbangala-Camps.<br />

38 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.542.

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