29.08.2013 Aufrufe

Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Regionalgebiet Südostasien 275<br />

luhak (Luhak nan Tigo: die drei ersten Gemeinschaften im Kernland, genannt:<br />

Tanah Datar, Agam und Limapuluh Kota) eine grob identifizierbare Präferenz:<br />

die Menschen von Tanah Datar tendierten nach Süden und Westen; von Agam<br />

verlief die bevorzugte Migrationsbewegung nach Norden und Westen und von Limapuluh<br />

Kota nach Osten. Es wird vermutet, daß die Migration zur Westküste<br />

nicht die Folge des Bevölkerungsanstiegs war, sondern die Nachfrage nach Salz.<br />

Genauere Aussagen sind nicht möglich, da es keine Detailstudien zu den einzelnen<br />

Regionen gibt. 92<br />

Der rapide Bevölkerungszuwachs zwang zur Dorfsegmentierung: Ein Teil der<br />

Bevölkerung bewegte sich ” rantau hilir“ (flußabwärts rantau) nach Osten. Die<br />

Migrationsrichtung zwang die Bevölkerung, die Bukit Barisan Gebirgskette in<br />

Richtung der wichtigsten Flüsse nach Osten zu überwinden (den Siak, Kampar,<br />

Indragiri und den Batang Hari Fluß, die alle in die Straße von Malakka münden). 93<br />

Das Bevölkerungswachstum stimulierte die Wanderungsbewegung ebenso wie der<br />

Handel (Gold, Pfeffer, Zinn) und die Suche nach Goldvorkommen, die zu neuen<br />

Niederlassungen führten. Denn die Kenntnisse des Abbaus und der Verarbeitung<br />

war nur einigen wenigen lokalen <strong>Gesellschaften</strong> bekannt. Resultat der Goldsuche<br />

waren z.B. auch Niederlassungen in Nordwest Jambi. Als in den Gebieten ” rantau<br />

hilir“ 1674 Zinn entdeckt wurde, nahm die Holländische Ostindien Kompanie<br />

direkte Kontakte mit den Minangkabau des Kernlandes auf. Dies führte zur Unterzeichnung<br />

eines Vertrages im Jahr 1676 zwischen den Holländern mit den drei<br />

zinnproduzierenden Dörfern: Kabon, Kota Rena und Gitti. 94<br />

Das universelle Problem von segmentären <strong>Gesellschaften</strong> tritt zwischen Bevölkerungswachstum<br />

und begrenztem Agrarland auf. Die übliche Form dieses Problem<br />

zu lösen, war nicht die Intensivierung des Bodenbaus, sondern eine geographische<br />

Bevölkerungsbewegung. Kato nimmt an, daß die häufige Migration der Minangkabau<br />

selbst für das Überleben des matrilinearen Systems ausschlaggebend war. 95<br />

Nach Kato spielte bereits in den Ursprungslegenden der Minangkabau die Migration<br />

eine entscheidende Rolle. Die Beziehung zwischen darat (Ursprungsland)<br />

und rantau (Grenzzone) sei die Manifestation der Mobilität. Dies stehe im Zusammenhang<br />

mit der Identifikation mit dem ersten Dorf, genannt Pariangan Padang<br />

Panjang, von dem die ursprüngliche Expansion ausging. Die Legende über<br />

den ersten Maharaja Diraja wird in Beziehung zur Genesis der Minangkabau gebracht,<br />

die die geographische Wanderungsbewegung von einem Ort zum anderen<br />

beinhalte. Tambo (Ursprungserzählung) erklärt vier Zustände der menschlichen<br />

Ansiedlung:<br />

First a taratak is built, Then the taratak becomes a dusun, Then the dusun<br />

becomes a koto, Finally the koto becomes a nagari. 96<br />

92 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.78.<br />

93 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.86–87.<br />

94 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.88–89<br />

95 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.75.<br />

96 Kato 1982, Matriliny and Migration, S.76.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!