Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 185<br />
biete der südlichen Savanne zwangen die Jäger- und Sammlergesellschaften kaum<br />
zu Veränderungen ihrer Lebensweise und erst nach 1000 n.Chr. übten sie einen<br />
gewissen Einfluß nach außen aus. Es begann ein reger Tauschhandel zwischen den<br />
Jägern und Sammlern mit den Bodenbauern: Fleisch gegen Werkzeuge, Tonwaren<br />
und Getreide, aber auch Heiratsbeziehungen und Formen der Klientelschaft<br />
entstanden. Wie Funde im nördlichen Zambia bezeugen, gab es ab dem 11. Jahrhundert<br />
vier Formen von Steinwerkzeugen. Wie aber die Beziehungen der Jäger<br />
und Sammler ausgesehen haben könnten, sind bis heute unklar und nicht belegbar.<br />
17<br />
Die bevorzugten Siedlungsgebiete für den Bodenbau waren die fruchtbaren und<br />
feuchten Flußtäler, das Hochland und die Waldrandgebiete. Zwischen dem 4. und<br />
12. Jahrhundert gab es periodische Ansiedlungen um die Kalambo-Wasserfälle in<br />
der Nähe des Tanganyika Sees. Häufige Wanderungen waren üblich und lösten<br />
das Nahrungsproblem im südlichen Zambia wie auch in anderen Regionen. Über<br />
die in diesen temporären Siedlungen wohnende Bevölkerung wissen wir nur, daß<br />
sie Kupfer und Eisen kannten. Weiter im Westen, am Lualaba-Fluß, siedelten<br />
Menschen, die heute als Sanga bezeichnet werden und eine reiche Metallverarbeitungstradition<br />
Ende des 1. Jahrtausends besaßen. Der Kupferabbau und die Verarbeitung<br />
schufen die Voraussetzung für den Handel. Die Sanga-Gemeinschaften<br />
betrieben Bodenbau und breiteten sich in den fruchtbaren und tsetse-freien Gebieten<br />
Zentralafrikas aus, vor allem über das fruchtbare Plateau des südlichen<br />
Zambia. Im 1. Jahrtausend wurden die in Zambia lebenden Jäger und Sammler<br />
von den Bodenbauern assimiliert und bildeten danach die Kalomo-Bevölkerung,<br />
die aus der Dambwa Gruppe hervorging und die Kalundu Gruppe ablöste. 18<br />
Der Nord-Westen von Zambia ist archäologisch kaum er<strong>for</strong>scht und für den Nord-<br />
Osten und Zentralzambia kann angenommen werden, daß die Frühen Eisenzeit“-<br />
”<br />
Traditionen während des 11. und 13. Jahrhunderts durch die Späte-Eisenzeit“<br />
”<br />
der Luampa-Tradition ersetzt wurde. Nach Birmingham ist der aus dieser Zeit<br />
stammende Stil der Tonwaren bei der Chewa-, Bisa-, Bemba-, Lala-, der östlichen<br />
Lunda-Bevölkerung und anderen Gruppen heute noch gebräuchlich. Die<br />
Tonwaren werden als einziger Stil der Luangwa-Tradition identifiziert und die<br />
Verbreitung erstreckte sich über das Lusaka Plateau nach Moçambique, Malaˆwi,<br />
an die Grenze Tanzanias bis nach Zaïre. Dieses weite Ausbreitungsgebiet – das<br />
vom frühen 2. Jahrtausend in Zambia und wenige Jahrhunderte später bis nach<br />
Malaˆwi reichte – läßt vermuten, daß es einflußreiche <strong>Gesellschaften</strong> gegeben haben<br />
muß, die eine Spezialisierung der Frauen in der Tonwarenerzeugung einschließt.<br />
Gleichzeitig wird angenommen, daß dieser kulturelle Einfluß nicht durch eine<br />
” überfallsartige“ Immigration ausgelöst worden sein kann.19<br />
Ab dem 12. Jahrhundert dürften die Kalomo-Traditionen durch eine neue ” Eisenzeit“-Tradition<br />
ersetzt worden sein und dies geschah zur selben Zeit, als die<br />
17 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.521.<br />
18 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.522–525.<br />
19 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.526–528.