Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Familialisierung von sozialen Beziehungen 30<br />
Nahrung kürzer und ausgiebiger, d.h. sie mußten geringere Mengen an Nahrung<br />
zu sich nehmen, um satt zu werden. 67<br />
Durch den Feuergebrauch war es den Hominiden erst möglich, in Höhlen zu leben,<br />
denn vorher hätten Höhlen kaum Schutz vor Angreifern bieten können, und<br />
wurden deshalb eher gemieden. In der Zeit zwischen 1,5 Millionen Jahren und<br />
100.000 v.Chr. wächst zwar das Gehirn und der Feuergebrauch setzt vor rund<br />
350.000 Jahren ein, aber sonst verändert sich bei den Hominiden Arten kaum<br />
etwas. 68<br />
Nach Untersuchungen, die auf Sandra Witelson 69 (1978) zurückgeführt werden,<br />
beruhen die unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Eigenschaften auf den besseren<br />
Fähigkeiten der Frauen zum sprachlichen Ausdruck und bei den Männern<br />
auf ihrer stärker ausgeprägten räumlichen Orientierung. Sandra Witelson führte<br />
dies auf die unterschiedliche Organisation der beiden Gehirnhälften bei Mann<br />
und Frau zurück, denn während der Jagd waren die Männer auf ihre Orientierungsfähigkeiten<br />
angewiesen. Dagegen spricht eine Untersuchung von J.W. Berry<br />
70 (1966) bei den Eskimos: bei diesen konnten keine geschlechtsspezifischen<br />
Unterschiede in der Orientierungsfähigkeit nachgewiesen werden. Deshalb kann<br />
wahrscheinlich festgehalten werden, daß in <strong>Gesellschaften</strong> – vor allem bei Jägern<br />
und Sammlern – beide Geschlechter, wenn sie darauf angewiesen sind, dieselben<br />
räumlichen Orientierungsfähigkeiten besitzen.<br />
1.2 Universalität der menschlichen Familie<br />
Friedrich Engels war überzeugt, daß es keinen direkten Beweis für einen Nachweis<br />
der Promiskuität und Gruppenehen gebe, um darüber Aussagen zu machen wie<br />
die ursprüngliche Familienorganisation in der Urzeit ausgesehen haben könnte.<br />
Ein Bezug auf den Vogel sei sinnlos, da der Mensch nicht vom Vogel abstamme<br />
und bei Säugetieren sind alle Formen des Geschlechtslebens vertreten: Regellosigkeit,<br />
Anklänge der Gruppenehe, Vielweiberei, Einzelehe, aber es fehle die<br />
” Vielmännerei“ und die hätte – wie Engels hervorhebt – nur der Mensch fertigbringen<br />
können. Engels bezog sich im Zusammenhang mit den menschenähnli-<br />
”<br />
chen Affen“ auf Letoureau, der über deren Sozialorganisation schreibt, daß sie bald<br />
monogam und bald polygam seien. Es seien von Tiergesellschaften aber nur negative<br />
Rückschlüsse auf die menschliche Gesellschaftsorganisation möglich, denn<br />
67 Gough 1975, The Origin of the Family, S.60.<br />
68 Wimmer 1996, Evolution der Politik, S.114.<br />
69 Sandra F. Witelson (1978): Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Neurologie der kognitiven<br />
Funktionen und ihre psychologischen, sozialen, edukativen und klinischen Implikationen,<br />
in: Evelyne Sullerot und Odette Thibault (Hg.): Le Fait Feminine. Deutsche Ausgabe 1979: Die<br />
Wirklichkeit der Frau, S.341–368, zit.n. Wesel 1980, Der Mythos vom Matriarchat, Kap. XIII,<br />
S.89.<br />
70 J.W. Berry (1966): Temne and Eskimo perceptual skills, in: International Journal of Psychology,<br />
S.207–229, zit.n. Wesel 1980, Der Mythos vom Matriarchat, Kap. XIII, S.89.