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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 171<br />

gefangenen (nach Schätzungen von Snyderman (1948) dürften im 17. Jahrhundert<br />

ca. 2000 Krieger durch Adoption ersetzt worden sein); und der irokesischen<br />

Taktik, die sich von ihren Feinden durch drei Punkte unterschied: In der ersten<br />

Periode, den frühen 1630er Jahren, als die Mohawk Panzer verwendeten<br />

und Schockwaffen, verbunden mit unberechenbaren überfallsartigen Angriffen<br />

(Guerilla-Kriegführung). In der zweiten Periode, den 1640er Jahren, besaßen sie<br />

ausgezeichnete Waffen, die aber nur wenige Jahre ihre Überlegenheit sicherten.<br />

Danach übten sie eine defensive Kriegstaktik und ihre Hauptangriffsziele waren<br />

die Kanus der Huronen-Händler. In der dritten Periode, die in den 1660er Jahren<br />

begann, besaß fast jeder irokesische Krieger eine Muskete und die Kriegstaktik<br />

paßte sich an die neuen Waffen an. Es scheint, daß die irokesischen Krieger häufig<br />

den Feinden an Taktik und Technik überlegen waren. Die Analyse der Kriegstaktik<br />

der Irokesen von Otterbein – wie er selbst zugibt – ist ausschließlich von der<br />

westlichen Militärgeschichte geprägt. 154<br />

Die Adoption von Kriegsgefangenen<br />

Mary Jemison 155 schildert ihre eigene Adoption durch zwei Schwestern des Stammes<br />

der Seneca. Ein Bruder der beiden Schwestern wurde ein Jahr zuvor im<br />

Washingtoner Krieg getötet. Die Konsequenz seines Todes war, daß die beiden<br />

Schwestern zum Fort Pitt aufbrachen und versuchten, einen Gefangenen oder<br />

einen Feindskalp als Ersatz für den Verlust des Bruders zu erhalten. Sie entschieden<br />

sich für Mary Jemison, die als einzige ihrer Familie überlebt hatte, nachdem<br />

sie von Shwanee-Indianern und vier Franzosen überfallen und gefangen genommen<br />

worden war. 156<br />

In den Händen der Frauen lag die Wahl zwischen Adoption oder Tötung von<br />

Kriegsgefangenen wie Mary Jemison aus eigener Erfahrung erzählt. 157 Gründe für<br />

die Adoption waren: der Ersatz für gefallene Krieger oder der Gefangene war alt,<br />

verwundet oder krank, dann behandelten sie ihn auf freundlichste Art. Wenn aber<br />

die mentalen Wunden des Verlustes frisch und sehr groß erschienen, dann gab es<br />

keine Tourtur, die nicht zu grausam gewesen wäre, um Genugtuung zu bekommen.<br />

Diese Ausnahmefälle der schlimmsten Art der Tötung von Kriegsgefangenen, wie<br />

Mrs. Jemison erzählt, führte dazu, daß die Indianer oft als ” Barbaren“ bezeichnet<br />

wurden. 158 Nach Anderson wurde jegliche Gewalt, die die Harmonie der Menschen<br />

154 Otterbein 1967, An Analysis of Iroquois Military Tactics, S.349.<br />

155 James Everett Seaver (1995): A Narrative of the Life of Mrs. Mary Jemison, mit einer<br />

Einleitung von June Namias, Reprint der Originalausgabe von 1824, Canandaigua, New York,<br />

J.D. Bemis. Paperback, University of Oklahoma Press, Norman, London.<br />

156 Namias 1995, A Narrative of the Life of Mrs. Mary Jemison, Kapitel 2, S.67. Zum selben<br />

Thema siehe auch: Peter Nabokov (1991): Mary Jemison Becames an Iroquois, in: Peter<br />

Nabokov (Hg.), Native American Testimony. – A Chronicle of Indian-White Relations from<br />

Prophecy to the Present, 1492–1992. Mit einem Vorwort von Vine Deloria, Jr., Penguin Group,<br />

New York City, S.73–78.<br />

157 Namias 1995, A Narrative of the Life of Mrs. Mary Jemison, S.53.<br />

158 Namias 1995, A Narrative of the Life of Mrs. Mary Jemison, S.78.

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