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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Familialisierung von sozialen Beziehungen 52<br />

Vor dem Entstehen der Landwirtschaft und für weitere Tausende von Jahren danach<br />

basierte nach Ansicht von Gough (1975) die Ungleichheit zwischen Mann<br />

und Frau auf der Tatsache der langen Abhängigkeit der Kinder (Neotenie kombiniert<br />

mit den An<strong>for</strong>derungen der einfachen Technologien). Die sozio-kulturelle<br />

Ungleichheit zwischen Mann und Frau ist aber variabel: sie ist abhängig von der<br />

ökologischen Umwelt und der geschlechtlichen Aufteilung von ” Aufgaben“. Die<br />

Ungleichheit innerhalb der Kernfamilie ist eher ein Resultat des Überlebens, als<br />

durch männlich kulturelle Einwirkung entstanden.<br />

Die Anerkennung dieser Sachverhalte vollzog sich relativ langsam, nicht zuletzt<br />

deshalb, weil – so Slocum – die ethnologische Forschung weitgehend von westlich<br />

männlich dominierten Fragestellungen ausgegangen ist, in denen unter anderem<br />

immer wieder die Bedeutung der Jagd in den Vordergrund gestellt wurde. 135<br />

Washburn und Lancaster, auf welche sich Slocum bezieht, sehen in der Jagd mehr<br />

als eine ökonomische Aktivität der Männer, das Jagen wird als Gesamtmuster<br />

von menschlichen Aktivitäten begriffen:<br />

The biology, psychology, and customs that separates us from apes – all<br />

these we owe of the hunters of time past. 136<br />

Darauf antwortet Jane Kephart:<br />

Since only males hunt, and the psychology of the species was set by hunting,<br />

we are <strong>for</strong>ced to conclude that females are scarcely human, that is, do not<br />

have built-in the basic psychology of the species: to kill and hunt and<br />

ultimately to kill others of the same species. The argument implies builtin<br />

aggression in human males, as well as the assumed passivity of human<br />

females and their exclusion from the mainstream of human development. 137<br />

Diese Theorie würde bedeuten, daß die Hälfte der Menschheit – nämlich die Frauen<br />

– aus der Evolution ausgeschlossen gewesen wären und die ersten Werkzeuge<br />

wären danach Waffen gewesen! Aber die fossilen Funde geben uns über den Verwendungszweck<br />

von materiellen Dingen keine Auskunft. Deshalb findet Slocum, es<br />

sollte nicht über Werkzeug- und Waffengebrauch gesprochen werden, sondern von<br />

kulturellen Erfindungen. Die erste und wichtigste Erfindung für die Menschheit<br />

seien Hilfen zum Tragen der gesammelten Nahrung und der Kleinkinder gewesen.<br />

138 Ein weiteres Argument bei Washburn und Lancester ist die Kooperation<br />

der Jäger. Sie hätten dadurch eine bessere Sozialorganisation und Kommunikations<strong>for</strong>m<br />

entwickelt. In diesem Zusammenhang sehen sie auch die entscheidende<br />

135 Slocum 1975, Woman the Gatherer, S.36–38; nach Slocum wird z.B. ” Man“ als Begriff für<br />

die menschliche Art und als Synonym für die Männer verwendet.<br />

136 Washburn und Lancaster 1968, The Evolution of Hunting, S.303.<br />

137 Jane Kephart (1970): Primitive Woman as Nigger, or, The Origin of the Human Family as<br />

Viewed Through the Role of Women, M.A. Dissertation, University of Maryland; zit.n. Slocum<br />

1975, Woman the Gatherer, S.38.<br />

138 Slocum 1975, Woman the Gatherer, S.46–47.

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