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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Familialisierung von sozialen Beziehungen 49<br />

11. Die wichtigste Einheit besteht zwischen Männern, Frauen und ihren Kindern,<br />

die ökonomisch kooperieren und die Arbeit untereinander aufteilen. 124<br />

1.3.1 Geschlechtliche Arbeitsteilung<br />

Die geschlechtliche Arbeitsteilung ist ein wesentlicher Faktor für die Form der<br />

Gesellschaftsorganisation von Jägern und Sammlern. Murdock 125 konnte bei seinen<br />

175 untersuchten Jäger- und Sammlergesellschaften folgende geschlechtliche<br />

Arbeitsteilung feststellen:<br />

• Bei 97 % ist die Jagd auf die Männer beschränkt, bei den restlichen 3 % ist<br />

sie hauptsächlich eine männliche Beschäftigung (aber nicht ausschließlich);<br />

• Fischen ist vorwiegend oder hauptsächlich bei 93 % der Fälle Männerarbeit;<br />

• Der Kampf wird von Männern monopolisiert, zwischen den Gruppen ist<br />

Kriegführung selten;<br />

• Sammeln ist Frauenarbeit: bei 60 % der Fallbeispiele ist das Sammeln<br />

ausschließlich auf die Frauen beschränkt und bei 32 % ist Sammeln eine<br />

hauptsächlich weibliche Tätigkeit. Frauen betreuen die Kinder und die<br />

temporären Wohnstätten, Kochen, die Vor- und Zubereitung der Nahrung<br />

gehört zu ihren Aufgaben. Sie produzieren Körbe, Bekleidung und vereinzelt<br />

werden Tongefäße hergestellt. 126<br />

Welche Arbeit nun wichtiger ist oder einen höheren Stellenwert für die Gruppe<br />

hat, ist unbedeutend, da in Jäger- und Sammlergesellschaften beide Geschlechter<br />

aufeinander angewiesen sind. Deshalb spielten Frauen eine ebenso bedeutende<br />

Rolle wie Männer in der gesellschaftlichen Evolution! 127<br />

William Tulio Divale und Marvin Harris führen die männliche Vormachtstellung<br />

auf die weitverbreitete Asymmetrie der geschlechtlichen Arbeitsteilung zurück.<br />

Danach sind Frauen in Band- und Dorfgesellschaften vorwiegend mit ” stumpfsinniger“<br />

täglicher Plackerei – wie das Zerkleinern und Zerstampfen von Samenkörnern,<br />

dem Wasserholen und Feuerholzsammeln, dem Tragen der Kleinkinder<br />

und mit anderen familienbezogenen Dingen – belastet. Hingegen gilt das<br />

Jagen mit Waffen als Universalität der Männer. Gleichzeitig sei die männliche<br />

124 Gough 1975, The Origin of the Family, S.63.<br />

125 George Peter Murdock (1957): World Ethnographic Sample, American Anthropologist, 59,<br />

S.64–687; zit.n. Gough 1975, The Origin of the Family, S.63.<br />

126 Gough 1975, The Origin of the Family, S.63.<br />

127 Wesel 1980, Der Mythos vom Matriarchat, Kapitel IX: Über Mythen, historische Wahrheiten<br />

und Ideologie, S.54–65; hier S.64.

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