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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Kapitel 4<br />

Regionalgebiet Afrika: ” Der<br />

matrilineare Gürtel“<br />

Für die Erklärung des Vorkommens von matrilinearen und uxorilokalen <strong>Gesellschaften</strong><br />

in Afrika südlich der Sahara ist in Übereinstimmung mit William Tulio<br />

Dival, Gerhard Kubik und George Peter Murdock vor allem die Migrationsbewegungen<br />

der bantu-sprachigen Bevölkerung ausschlaggebend.<br />

Die wahrscheinlichste Erklärung für das Entstehen der regionalen Ausdehnung der<br />

matrilinear und uxorilokal organisierten <strong>Gesellschaften</strong> im südlichen Afrika steht<br />

in enger Verbindung mit vermehrten Wanderungsbewegungen größerer Bevölkerungsgruppen,<br />

die aber zeitlich unterschiedlich bezeichnet und datiert werden,<br />

z.B. als Dritte-Bantu-Wanderung, deren Ausgangspunkt zu Beginn der späteren<br />

Eisenzeit (ab ca. 1000 n.Chr.) Nord-Katanga gewesen sein könnte und es<br />

gäbe Anhaltspunkte, daß sie über Angola, zum Malaˆwi-See bis ins Ruvuma-Tal<br />

verlief. 1 John A.R. Wemba-Rashid vermutet ebenso, daß der heutige matrilineare<br />

Gürtel kein historischer Zufall ist, sondern im Zusammenhang mit der generellen<br />

Wanderungsbewegung der Bantu-Bevölkerung steht, deren Ausgangspunkt<br />

Nord-Katanga sein dürfte. 2<br />

1 Gerhard Kubik (1993): Makisi Nyau Mapiko – Maskentraditionen im bantu-sprachigen Afrika,<br />

Trickster Verlag, München, S.58. Kubik verweist in diesem Zusammenhang auf den britischen<br />

Archäologen David W. Philipson (1977): The Later Prehistory of Eastern and Southern<br />

Africa, Heinemann, London, S.230; der die Zeit zwischen 1000 und 1100 n.Chr. für die Wanderungsbewegungen<br />

annimmt; sowie auf Bridgal Pachai (1973): Malaˆwi: The History of Malawi,<br />

Longman Group Ltd., London, S.4; der wiederum schätzt, daß zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert<br />

die meisten Teile des zentralen und südlichen Malaˆwi bereits besiedelt waren. In der im<br />

Anschluß diskutierten Literatur konnte kein Hinweis auf eine ” Dritte-Bantu-Wanderung“ gefunden<br />

werden, aber Dorfsegmentierung und größere Bevölkerungsbewegungen konnten nachgewiesen<br />

werden, wenngleich dafür genauere Zeitangaben fehlen. Vermehrt auftretende Wanderungen<br />

stehen im engen Zusammenhang mit Kriegführung und dadurch wird ein gesellschaftlicher<br />

Wandel eingeleitet. Siehe dazu in der vorliegenden Arbeit auch Seite 188.<br />

2 John A.R. Wemba-Rashid (1975): The Ethno-History of the Matrilineal Peoples of Southeast<br />

Tanzania, Acta Ethnologica et Lingustica, Series Africana 9, Wien, S.16.<br />

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