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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Afrika: Der ” matrilineare Gürtel“ 184<br />

Im großen äquatorialen Waldgebiet des nördlichen Teils Zentralafrikas lebten<br />

Jäger und Sammler, die durch ethnische Fragmentierung gekennzeichnet waren.<br />

Die Bevölkerungsdichte war niedrig und über ihre Lebensweise und Vergangenheit<br />

können nur Vermutungen angestellt werden, die sich an den Kenntnissen<br />

der Jäger- und Sammlergemeinschaften des 19. Jahrhunderts orientieren. In<br />

die fruchtbaren Gebiete der Pygmäen dürften ab ungefähr 1000 v.Chr. die ersten<br />

nahrungsproduzierenden Vorfahren der Bantu-Sprecher eingedrungen sein.<br />

Aus vereinzelten Kontakten entwickelte sich über Jahrhunderte eine Symbiose<br />

durch Tauschbeziehungen. Von den Pygmäen wurde die Bantu- und zentralsudanesische<br />

Sprache übernommen und ab dem 16. Jahrhundert waren sie Teil der<br />

zentralafrikanischen Bevölkerung. Die Vergangenheit der Waldbevölkerung<br />

ist teilweise durch Oralliteratur erhalten, vor allem dann, wenn Handelsbeziehungen,<br />

z.B. mit der Vili-Bevölkerung, bestanden. 14<br />

Nach Birmingham sollten zwei wesentliche Themenbereiche er<strong>for</strong>scht werden, um<br />

beweisbare Aussagen treffen zu können: (1) Die Geschichte des Nordens sollte<br />

über die Beziehungen zwischen Wald- und Sammlergesellschaften – beide nördlich<br />

und südlich des Äquators – erschlossen werden; und (2) die Beziehungen<br />

und Veränderungen zwischen den Sammlern und den Bodenbauern innerhalb<br />

des Waldgebietes. Kennzeichen der ” Späten-Eisenzeit“ sei eine extrem niedrige<br />

Bevölkerungsdichte, mit Ausnahme des südlichen Waldrandes, wo einzelne Dorfsiedlungen<br />

bestanden. 15<br />

Im Zusammenhang mit der Sprachverteilung führt Birmingham fünf Gruppen<br />

an: (1) Im Nord-Westen gab es eine Bevölkerung mit ethnisch und linguistischen<br />

Beziehungen zu westafrikanischen Sprachen der östlich nigritischen Gruppe der<br />

Niger-Congo-Familie; (2) die im Nordosten gesprochenen Sprachen zählen zum<br />

Zentral-Sudanesisch; (3) die in den Waldgebieten lebenden Pygmäen waren<br />

Jäger und Sammler, die sich von ihren nahrungsproduzierenden Nachbarn in ihrer<br />

Sozialorganisation und Wirtschafts<strong>for</strong>m unterschieden, aber dieselbe Sprache<br />

hatten; (4) Fischen und Pflanzenbau des Waldgebietes wurden vorwiegend von<br />

Bantu-Sprechern betrieben; (5) die Bantu-Sprecher besiedelten auch während der<br />

” Späten-Eisenzeit“ die größten Teile der südlichen Savanne gemeinsam mit einigen<br />

Gemeinschaften, die keinen Bodenbau betrieben und der khoisan-sprechenden<br />

Bevölkerung zugerechnet werden können. 16<br />

Diese grob definierten Gruppen hatten untereinander häufig Kontakte, die zur<br />

Übernahme von Verhaltensweisen und Veränderungen der einzelnen Dörfer führten,<br />

aber es gab über größere Distanzen weder Handel noch andere Formen der<br />

Kommunikation, die mit dem Küstenhandel Ost-Afrikas oder den Karawanenrouten<br />

Westafrikas vergleichbar wären. Ein Grund dafür war sicherlich die niedrige<br />

Bevölkerungsdichte und die riesigen Distanzen. Kontakte der zentralafrikanischen<br />

<strong>Gesellschaften</strong> zur Außenwelt begannen erst um 1500. Die kaum besiedelten Ge-<br />

14 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.558–559.<br />

15 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.519.<br />

16 Birmingham 1977, Central Africa from Cameroun to the Zambezi, S.520.

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