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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Das Mutterrecht in der Evolutionstheorie des 19. Jahrhunderts 69<br />

Mit Charles Darwin und seinem Hauptwerk ” On the Origin of Species“ (1859)<br />

erhielt die biologische Evolutionstheorie ihre eigentliche Form. Er <strong>for</strong>muliert eine<br />

neue Theorie und lieferte dazu umfangreiches Belegmaterial. Bis heute sind seine<br />

Erkenntnisse die wichtigsten Organisationsprinzipien in der Biologie: Variation,<br />

Selektion (später von Darwin eingefügt auch Konkurrenz), die in der modernen<br />

Genetik, Molekularbiologie, Geophysik, Geochemie und Verhaltens<strong>for</strong>schung<br />

bestätigt werden konnten. 22<br />

Als im 19. Jahrhundert Darwins Theorie geboren wurde, war Kultur und Gesellschaft<br />

nicht so streng getrennt wie heute. Menschliches Verhalten wurde als<br />

instinktives und faires Spiel der evolutionistischen Auslese gesehen, deshalb war<br />

das Problem des ” altruistischen“ sozialen Verhaltens wesentlich größer. Einer,<br />

der dieses Problem lösen wollte, war Charles Darwin, der in seiner systematischen<br />

Sicht der Humanevolution folgende Werke veröffentlichte: ” The Origin of<br />

Species“ (1859), ” Descent of Man“ (1871) und ” The Expression of the Emotions<br />

in Man and Animals“ (1872). 23 Die Hauptdebatte zu Darwins Zeit kreiste um die<br />

Frage nach dem Ursprung und die Zusammensetzung der menschlichen Rassen.<br />

Im Vordergrund stand die Frage, ob die Rassen als einzige Art mit einem einzigen<br />

Ursprung gesehen werden sollten, wie es die Monogeneseanhänger behaupteten,<br />

oder ob es mehrere Arten mit vielfachen Ursprüngen gebe, wie es die Polygeneseanhänger<br />

vertraten. Darwin entschied sich dafür, daß alle Menschen (human<br />

beings) ausreichende Gemeinsamkeiten in der menschlichen Natur aufweisen, daß<br />

man sie als eine einzige Art (Spezies) bezeichnen kann. 24<br />

Das Grundprinzip der biologischen Evolution, ” daß die systematische Ordnung<br />

der gleichzeitig existierenden Arten die historische Ordnung ihrer Entwicklung<br />

darstellt“ 25 , diente der Ethnologie zur Begründung des evolutionistischen Dogmas,<br />

daß von den bestehenden unterschiedlichen Gesellschafts<strong>for</strong>men (Kulturen)<br />

auf eine exakte Abfolge ihrer Entwicklung geschlossen werden könne. Der Entwicklungsgedanke<br />

blieb in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den historischen<br />

Wissenschaften unangefochten. Es herrschte die Überzeugung, ein geeignetes<br />

methodisches Mittel gefunden zu haben, um die ungeheure Vielfalt der<br />

menschlichen Gesellschafts<strong>for</strong>men adäquat erklären zu können. 26<br />

22Koloß 1986, Der ethnologische Evolutionismus im 19. Jahrhundert, S.17–18.<br />

23Paul A. Erickson (1990): A Curious Pair, in: Reviews in Anthropology, Vol.15, S.105–109,<br />

hier S.105.<br />

24Erickson 1990, A Curious Pair, S.105–107.<br />

25Koloß 1986, Der ethnologische Evolutionismus im 19. Jahrhundert, S.19, Koloß zitiert<br />

H. Reichenbach 1968, Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie, Braunschweig, S.223.<br />

26Koloß 1986, Der ethnologische Evolutionismus im 19. Jahrhundert, S.19.

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