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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 144<br />

müßte. Am Beispiel der Yanomamö Amazoniens zeigen Divale und Harris, daß<br />

die Intensivierung des Anbaus von Bananen und angelegte Gärten das stärkehaltige<br />

Kalorienangebot um 2 % bis 3 % pro Jahr erhöhte, und dadurch einen<br />

Bevölkerungsanstieg im Hauptdorf zur Folge hatte. 71 Dieser Anstieg dürfte sich<br />

nachteilig auf die unsichere Tierproteinökologie (fragile animal-protein ecology),<br />

die typisch für die zwischen dem Fluß lebenden Menschen des Amazonasgebietes<br />

ist, ausgewirkt haben. 72<br />

Die Praxis der weiblichen Kindestötung führt zur Geschlechtsverteilung von Knaben<br />

im Verhältnis zu Mädchen von 148 : 100 für elf Yanomamö Dörfer mit intensiven<br />

Kriegführungszonen, gleichzeitig entwickelte sich ein ausgeprägter männlicher<br />

Vormachtstellungskomplex. Aber im peripher gelegenen zwölften Dorf lag<br />

die jugendliche Geschlechtsverteilung nur bei 118 : 100 und Kriegführung kam<br />

seltener vor. Dieser Unterschied fällt noch markanter im folgenden Beispiel aus:<br />

die peripheren Karohi-teri haben eine Geschlechtsverteilung von 77 : 100, die<br />

kriegführenden Ihirubi-teri hingegen eine Verteilung von 260 : 100. 73<br />

Daraus geht abschließend hervor, daß mit der Intensivierung des Bodenbaus und<br />

Plantagenbaus meist zusammengeschlossene Gruppen gegen jeden, um bereits<br />

gerodete Gärten, sowie um den Besitz der proportional abnehmenden Anzahl der<br />

Frauen und der Protein-Ressourcen, kämpfen. 74<br />

Gleichzeitig wird festgehalten, daß der männliche Vormachtstellungskomplex keinen<br />

direkten biologischen Zusammenhang mit einer vorprogrammierten Aggression<br />

aufweist. Die zusammenhänge Kette, die von John Whiting etabliert wurde,<br />

stellt eine enge Verbindung von Proteindefizit mit verlängerter Betreuung und besonderem<br />

Training zur Aggression der Männer, z.B. durch Initiationsriten, dar. 75<br />

Patricia Draper hat bei den !Kung Bushmen festgestellt, daß es selten zu kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen !Kung Gruppen kommt.<br />

71 J. Lizot (1971): Aspects economique et sociaux du changement cultural chez les Yanomamis,<br />

in: L’Home, 11:2–51, zit.n. Divale und Harris, Population, Warfare, and the Male Supremacist<br />

Complex, S.532.<br />

72 Daniel R. Gross (1975): Protein Culture and Cultural Development in the Amazon Basin,<br />

in: American Anthropologist, 77:526–549; zit.n. Divale und Harris 1976, Population, Warfare,<br />

and the Male Supremacist Complex, S.532.<br />

73 Napoleon Chagnon (1973): The Culture-Ecology of Shifting (Pioneering) Cultivation among<br />

the Yanomamo Indian, in: Daniel R. Gross (Hg.), Peoples and Cultures of Native South America,<br />

Natural History Press, New York, S.126–142. Napoleon Chagnon (1974): Studying the<br />

Yanomamo, Holt, Rinehart und Winston, New York; zit.n. Divale und Harris 1976, Population,<br />

Warfare, and the Male Supremacist Complex, S.532.<br />

74 Marvin Harris (1974): Cows, Pigs, Wars and Witches: The Riddles of Culture, Random<br />

House, New York. Daniel R. Gross (1975): Protein Capture and Cultural Development in the<br />

Amazon Basin, in: American Antropologist, 77:526–549. J. Ross und E. Ross, (n.d.): Untitled<br />

manuscript, Columbia University. Napoleon Chagnon (1974): Studying the Yanomamo, Holt,<br />

Rinehart und Winston, New York; zit.n. Divale und Harris 1976, Population, Warfare, and the<br />

Male Supremacist Complex, S.532–533.<br />

75 Divale und Harris 1976, Population, Warfare, and the Male Supremacist Complex, S.533;<br />

beziehen sich auf: Melvin Ember (1974): Warfare, Sex Ratio and Polygyny, in: Ethnology, 13,<br />

S.197–206.

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