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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Regionalgebiet Südostasien 280<br />

liegt geographisch in der Mitte und bildet das Zentrum, mit dem Ursprungsort<br />

der Minangkabau, Pagarruyung. 108 Diese vier Täler ermöglichten durch die extrem<br />

günstigen Bedingungen für den Naßreisanbau ein Bevölkerungswachstum,<br />

das die Grundlage für die weitere geographische Expansion der Minangkabau war.<br />

Dörfer an den Hügeln des Hochlandes<br />

Die an den felsigen Hügeln gelegenen Dörfer verfügen nicht über große Ebenen<br />

zum Reisanbau, sondern stellen Hochlandpässe dar, mit geringen Anbauflächen<br />

und geringen Erträgen. Deshalb bilden vermehrt Gemüse, Obst und Trockenreis<br />

die Nahrungsgrundlage. Aus dem Mangel an landwirtschaftlich nutzbaren<br />

Flächen entwickelte sich verstärkt eine Handwerkertradition, deren Produkte in<br />

den Hochlandebenen verkauft wurden. Dies dürfte die Neigung für den Handel<br />

verstärkt haben. 109 Schon in der Vergangenheit waren diese Dörfer vor allem der<br />

Ausgangspunkt der Handelsbeziehungen und der männlichen Migration. Bis heute<br />

stammt die Mehrheit der Kaufleute und Händler in den Städten außerhalb des<br />

Kernlandes vorwiegend aus dieser Region. 110<br />

Dörfer an der Westküste<br />

Hier treten die gravierendsten Unterschiede auf. Durch die Kontakte mit der Außenwelt<br />

fand ein Güter- und Ideenaustausch statt. Diese Ideen gelangten über<br />

die Küstendörfer ins Kernland der Minangkabau. In der Periode zwischen den<br />

1820er und 1930er Jahren waren aber nur zwei Handelsdörfer von Bedeutung:<br />

Padang und Pariaman. Davon hatte Padang über 150 Jahre kontinuierliche Kontakte<br />

mit europäischen Händlern und Pariaman seit langem Kontakte mit den<br />

Händler von Aceh. Die übrigen Küstendörfer – teilweise waren sie aus Sicherheitsgründen<br />

etwas von der Küste ins Hinterland verlagert – waren kleine Orte<br />

mit wenigen Einwohnern. Dazu zählte auch das Dorf Ulakan, berühmt in der<br />

Minangkabau-Geschichte, da der Islam von hier aus in die Minangkabau-Welt<br />

eingedrungen sein soll. Die Region war aber insgesamt kaum besiedelt, da die<br />

sumpfigen Ebenen durch schlechte klimatische Bedingungen (Nord-Westmonsun<br />

zwischen November bis Mai) besonders ungünstige Lebensbedingungen für die<br />

Bevölkerung darstellten. Es galt als Malaria-Gebiet, der Anbau von Reis war nur<br />

beschränkt möglich. Die meisten Dörfer bestanden aus wenigen Häusern – z.B.<br />

Ulakan hatte nur 25 Häuser – aber auch große Fischerdörfer wie Bungus hatten<br />

weniger als 100 Häuser. Diese Häuser waren aus Bambus gebaut und das<br />

Dach mit alang-alang Gras gedeckt. Ein Haushalt bestand meist nur aus drei bis<br />

vier Personen – ein markanter Unterschied zum Hochland, mit dem matrilinearen<br />

Adat-Haus und den Erbregeln innerhalb des Familiensystem. Da es keine großen<br />

108 Graves 1981, The Minangkabau Response to Dutch Colonial Rule in the 19th Century, S.3–4.<br />

109 Graves 1981, The Minangkabau Response to Dutch Colonial Rule in the 19th Century, S.4.<br />

110 Graves 1981, The Minangkabau Response to Dutch Colonial Rule in the 19th Century, S.20.

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