Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies
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Theorien zur Entstehung unilinearer Abstammungsgruppen 153<br />
Bereits im 18. Jahrhundert bezieht sich Père Joseph-François Lafitau (1681–1746)<br />
auf Beschreibungen anderer Missionare. Lafitau lebte fünf Jahre bei den ” Irokesen“,<br />
von 1712–1717 und veröffentlichte 1724 vier Bände mit dem Titel: ” Moeurs<br />
des Sauvages Amériquains, Comparées aux Moeurs des Premiers Temps“. Mehrheitlich<br />
sind diese beschreibenden Quellen über die irokesischen Stämme vor allem<br />
aus der Sicht der Missionare dargestellt, so wie sie die ” Indianer“ sehen wollten,<br />
in ihren christlichen und männlich dominierten Vorstellungen.<br />
In den meisten Quellen wird die Vorherrschaft der Frauen in der irokesischen<br />
Gesellschaft beschrieben, Theorien aber, die zur Entstehung ihrer angesehenen<br />
Position innerhalb der Gesellschaft geführt haben könnten, werden kaum, wenn<br />
überhaupt genannt. Ein Zitat von Lafitau soll dies veranschaulichen:<br />
Nothing, however, is more real than this superiority of the women. It is<br />
of them that the nation really consists; and it is through them that the<br />
nobility of the blood, the genealogical tree and the families are perpetuated.<br />
All real authority is vested in them. The land, the fields and their harvest<br />
all belong to them. They are the souls of the Councils, the arbiters of peace<br />
and of war. They have charge of the public treasury. To them are given the<br />
slaves. They arrange marriages. The children are their domain, and it is<br />
through their blood that the order of succession is transmitted. The men,<br />
on the other hand, are entirely isolated. ... Their children are stranges to<br />
them. 98<br />
sen, S.30–33, S.141–149; die einen Überblick der Quellen und Literatur zusammengestellt hat.<br />
Judith K. Brown (1995): Irokesinnen. – Eine ethnohistorische Betrachtung, in: Ilse Lenz und<br />
Ute Luig (Hrsg.), Frauenmacht ohne Herrschaft. – Geschlechterverhältnisse in nichtpatriarchalischen<br />
<strong>Gesellschaften</strong>, überarbeitete und gekürzte Fassung des Artikels von Brown 1970, Fischer<br />
Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, S.170–189, Anmerkung 9, S.185–186: ” Life of Mary<br />
Jemison: Deh-he-wä-mis wurde erstmals 1824 veröffentlicht, als Mary Jemison etwa 80 Jahre<br />
alt war. Das von James E. Seaver geschriebene Buch soll ihre Erzählung wiedergeben, ist jedoch<br />
in einem Stil gehalten, der kaum der Redeweise einer Frau entspricht, die den größten Teil ihres<br />
Lebens als eine Seneca lebte. Da es die einzige derartige Quelle ist, zitieren wir es hier. Die<br />
hier verwendete Ausgabe wurde 1880 veröffentlicht. Sie enthält auch Kapitel einiger späterer<br />
Autoren. Bis 1924 wurde das Buch zweiundzwanzigmal aufgelegt, wobei es viermal überarbeitet<br />
wurde, unter anderem auch von Lewis H. Morgan. Heutzutage ist es schwierig, irgendeine<br />
Ausgabe dieses Werkes zu erhalten, selbst die Taschenbuchausgabe von 1961. Charles Milliken<br />
schreibt 1924 über die erste Ausgabe: ‘Es wurde vor der Zeit der Groschenromane veröffentlicht,<br />
in einer Zeit, da es Abenteuerromane oder Romanzen weitaus seltener gab als heute und<br />
die Leinwandthriller gänzlich unbekannt waren, und es wurde weitergereicht und gelesen, bis es<br />
auseinanderfiel.’“ Charles Milliken (1924): A Biographical Sketch of Mary Jemison, the White<br />
Woman of the Genesee, in: Researches and Tansactions of the New York State Archeological<br />
Association (Lewis H. Morgan Chapter, Rochester New York) Bd.4, Nr.3, S.81-103 (Zitat S.87).<br />
98 Lafitau 1724, I, S.66–67, nach einer Übersetzung von Judith K. Brown 1975, Iroquois Women:<br />
An Ethnohistoric Note, S.238. In deutscher Übersetzung: Brown 1995, Irokesinnen. – Eine<br />
ethnohistorische Betrachtung, S.172.