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Matrilineare Gesellschaften - Institute for Advanced Studies

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Einleitung: Grundlinien der Theorie 7<br />

einen Schneeballeffekt aus, der zur Neuansiedlung und Reorganisation innerhalb<br />

eines geographischen Raumes führt.<br />

Auf charakteristische Institutionen einzelner matrilinearer <strong>Gesellschaften</strong> wird im<br />

nachfolgenden Abschnitt eingegangen: welche Bedeutung sie innerhalb der Gesellschaft<br />

besitzen und warum sie gerade unter diesen gesellschaftlichen Bedingungen<br />

entstanden? Es werden die Masken- und Geheimbund-Traditionen beschrieben –<br />

als Beispiel dient der nyau-Geheimbund der Männer – und auf die elaborierten<br />

Initiationsriten für Mädchen im Pubertätsalter eingegangen.<br />

Die In<strong>for</strong>mationen über die Masken- und Geheimbundtraditionen im südlichen<br />

Afrika beruhen auf den Darstellungen von Gerhard Kubik: ” NYAU. – Maskenbünde<br />

im südlichen Malaˆwi“, und ” Makisi Nyau Mapiko – Maskentraditionen<br />

im bantu-sprachigen Afrika“. Wertvoll waren aber auch die Filmdokumente, die<br />

in den Lehrveranstaltungen gezeigten wurden. Der Ablauf der öffentlichen Auftritte<br />

von Maskenfiguren, ihr Aussehen und die Tanzbewegungen wurden mittels<br />

Video-Filmen gezeigt, ebenso wie die Reaktionen des Publikums, wie Frauen auf<br />

einzelne Masken reagierten und die akustische Begleitung. Diese Verbindung der<br />

schriftlichen, bildlichen und akustischen Ausführungen waren gerade in diesem<br />

Bereich eine wertvolle Ergänzung. Insgesamt haben die Geheimbünde der Männer<br />

zugleich soziale, erzieherische, gemeinschaftsbildende und religiöse Funktionen innerhalb<br />

der Gesellschaft zu erfüllen.<br />

Als Beispiele für die Betrachtung von gesellschaftlichen Variationsmöglichkeiten<br />

innerhalb der Traditionen wurde die (1) Maravi-Nachfolgebevölkerung mit<br />

dem heutigen Siedlungsgebiet in Malaˆwi, Ostzambia, nördliche und zentrale<br />

Moçambique; (2) die Lunda-Bevölkerung, den heutigen -Luvale in der Nordwestprovinz<br />

Zambias, (3) die Zigua- und Ngulu-Bevölkerung von Ost-Tanzania<br />

und zuletzt (4) die Bemba-Bevölkerung im nördlichen Hochplateau von Nord-<br />

Rhodesien (Zambia) herangezogen.<br />

Der traditionellen Erziehung von Mädchen wird bei den genannten <strong>Gesellschaften</strong><br />

besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Merkwürdig erscheint in diesem Zusammenhang,<br />

daß sie gerade dazu dienen, den Mädchen ihre zukünftige Stellung als<br />

Ehefrau zu vermitteln, d.h. sie auf eine dem Ehemann untergeordnete Situation<br />

vorzubereiten. Frauen erreichen erst einen höheren Status, wenn sie in einer aufrechten<br />

Ehe leben und Kinder in die Welt setzen. Die uxorilokale Residenz stärkt<br />

aber insgesamt das Selbstbewußtsein der Frauen, sie können jederzeit auf die Unterstützung<br />

von ihren matrilinearen Verwandten zählen. Ehemänner leben von<br />

ihrer matrilinearen Abstammungsgruppe getrennt, müssen mit nicht-verwandten<br />

Männern kooperieren und versuchen einen Ersatz für ihre Verwandtschaftsgruppe<br />

– z.B. in Masken- und Geheimbünden – zu finden. Daraus entstehen männliche<br />

Solidaritätsgruppen, die in öffentlichen Auftritten ihre Zusammengehörigkeit<br />

stärken.<br />

Die Sozialorganisation der Bemba-Bevölkerung weist dabei die markantesten Unterschiede<br />

auf: es fehlen Maskentraditionen, die Angehörigen der aristokratischen<br />

Lineage haben ein Anrecht auf Statuspositionen, nicht nur Männer, sondern auch

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