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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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3.5. SOUNDER 165<br />

eines oder mehrerer Triebwerke zur Notlandung gezwungen waren (nicht mehr ganz aktuell<br />

hatte Anfang Oktober 2004 gerade mal wieder der Mt. St. Helens ein Überflugverbot).<br />

Interessant sind diese Staubwolken auch aufgrund ihrer Fähigkeit, bis in die Stratosphäre<br />

vorzudringen. Hier bewirken sie eine Abschwächung der einfallenden solaren Strahlung. Außer<br />

den direkten Informationen über die Wolke aus den Imaging-Daten werden hier zum<br />

genaueren Studium, insbesondere auch zur Untersuchung der Zusammensetzung der Wolke<br />

sowie der Abschwächung der einfallenden solaren Strahlung, Sounder-Daten verwendet.<br />

§ 533 Abbildung 3.83 zeigt ein Beispiel für die Messungen des SAM II. Die optische Tiefe<br />

ist ein Maß für die Schwächung der einfallenden solaren Strahlung. 25 Nach den größeren<br />

Vulkaneruptionen kommt es in der Arktis zu Erhöhungen der optischen Tiefe. Die jährlichen<br />

Peaks in der Antarktis dagegen sind nicht durch Vulkaneruptionen bedingt sondern entstehen<br />

im Zusammenhang mit den im antarktischen Winter geschlossenen Zirkulationssystemen.<br />

Während der Ausbruch des Mount St. Helens bei seinem Ausbruch 1980 nur ein Signal in<br />

der Arktis erzeugt (relativ hohe nördliche Breite des Vulkans!), hat sich die Staubwolke des<br />

El Chichon global über beide Hemisphären verteilt.<br />

Klima und Wolken<br />

§ 534 Im Zusammenhang mit der Anwendung von Satelliten scheinen Wolken ein triviales<br />

Thema zu sein. Selbstverständlich kann man Satelliten zur Untersuchung von Wolken verwenden,<br />

das wird uns ja in jeder Wettervorhersage anschaulich anhand der MeteoSat-Bilder<br />

demonstriert. Und wo eine Wolke ist, da kann es auch regnen. Insgesamt klingt das sehr einfach.<br />

Bei einer genaueren Untersuchung geht es jedoch um das Verständnis der Einflüsse von<br />

Wolken auf unsere Umwelt, d.h. auf Menge und Eigenschaften des Niederschlages einerseits<br />

und auf die Bedeutung der Wolken für das Klima andererseits.<br />

§ 535 Die Bedeutung von Wolken als Lieferant für Niederschläge ist offensichtlich. Die wichtigsten<br />

Stichworte umfassen dabei die Bedeutung von Aerosolen als Kondensationskeime für<br />

Hydrometeore (Wassertröpchen) und die Reinigung der Atmosphäre durch das Auswaschen<br />

von Aerosolen und eines Teiles der Spurengase. Dieses Auswaschen der Spurengase bewirkt<br />

gleichzeitig eine Veränderung der Chemie des Niederschlagswassers (Stichwort: saurer Regen).<br />

Wird bei der Auflösung der Wolke kein bis auf den Boden reichender Niederschlag<br />

erzeugt, so entfällt der Auswascheffekt der Hydrometeore, stattdessen werden Aerosole und<br />

Schadstoffe in der Atmosphäre vertikal ebenso wie horizontal umgelagert. 26<br />

§ 536 Wolken erzeugen aber nicht nur Niederschlag, sie tragen auch zu einer Modifikation<br />

des Strahlungstransports in der Erdatmosphäre bei und sind damit ein wichtiger Bestandteil<br />

in Klimamodellierungen. Ihr Einfluss auf den Strahlungshaushalt ist insbesondere im Zusammenhang<br />

mit dem anthropogen verstärkten Treibhauseffekt teilweise kontrovers diskutiert<br />

worden: eine Erwärmung des Erdbodens, z.B. als Folge eines Anstiegs des CO2-Gehalts,<br />

würde zu einer zusätzlichen Verdunstung und Wolkenbildung führen. Dabei würden sowohl<br />

der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre als auch der Wolkenwassergehalt zunehmen. Welche<br />

Auswirkungen sich daraus für den Strahlungstransport ergeben, hängt davon ab, welcher<br />

Anteil des Wasserdampfes in den Flüssigwassergehalt von Wolken überführt wurde, von der<br />

Tröpfchengröße in diesen Wolken und von der Höhe der Wolken in der Atmosphäre.<br />

§ 537 Nach momentanem Stand geht man davon aus, dass tief liegende Wolken einen abkühlenden<br />

Effekt haben, da sie die globale Albedo erhöhen (d.h. mehr einfallende solare<br />

Strahlung in den Weltraum zurück reflektieren), dagegen nur eine relativ geringe zusätzliche<br />

Absorption der von der Erde emittierten Infrarotstrahlung bewirken. Hohe Wolken dagegen<br />

lassen die einfallende solare Strahlung ungestört passieren, absorbieren aber zusätzlich von<br />

25 Eine optische Tiefe von 1 bedeutet, dass die einfallende Strahlung in dieser Tiefe um einen Faktor 1/e<br />

abgeschwächt ist. Der begriff der optischen Tiefe ist im Strahlungstransport allgemein gebräuchlich, d.h. bei<br />

Sternatmosphären genauso wie in diesem beispiel bei der Erdatmosphäre.<br />

26 Dies ist ein typisches Beispiel für einen Satz von messgrößen, der sich zwar vom Satelliten aus bestimmen<br />

lässt, nicht jedoch von Bodenstationen.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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