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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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186 KAPITEL 3. SATELLITENINSTRUMENTE<br />

nische Westküste zurück und blockiert dort den Auftrieb kalten Tiefenwassers, der eigentliche<br />

El Niño entsteht, vgl. Abb. 3.97 oben. Durch die Westwinde kommt es zu einem Aufsteigen<br />

feuchter Luft an der amerikanischen Ostküste, die Feuchtigkeit kondensiert und es kommt in<br />

normalerweise trockenen Gebieten zu starken Regenfällen. Die dann trockene Luft strömt in<br />

großen Höhen wieder Richtung Westen zurück, so dass es über Indonesien zur Ausbildung<br />

einer ungewöhnlichen Trockenheit kommt.<br />

§ 615 Die Auswirkungen von El Niño betreffen jedoch anscheinend nicht nur die unmittelbaren<br />

Bereiche dieser Walker-Zirkulation. Die Warmwasseranomalie in den Tropen kann die<br />

Zirkulation bis in die mittleren Breiten beeinflussen. In Zusammenhang mit dem Auftreten<br />

von El Niños könnte das Auftreten von Überschwemmungen in Kalifornien, Dürren in Afrika<br />

und Indien sowie starker Trockenheit in der ex-UdSSR und anderen Teilen der Erde stehen<br />

(für eine Zusammenfassung und Zitate siehe z.B. [116]). Bei einem weiteren Studium dieses<br />

Phänomens wird sich die Verwendung von Satelliten als hilfreich erweisen, da dadurch viele<br />

der zu beobachtenden Parameter (Oberflächentemperaturen, Windgeschwindigkeiten, Wolken,<br />

Luftfeuchtigkeit, Niederschlag) an allen Orten standardisiert bestimmt werden können,<br />

so dass sich die Beeinflussung entfernter Regionen durch El Niño besser nachweisen lässt.<br />

Die Farbe des Meeres<br />

§ 616 Das Schlagwort ‘die Farbe des Meeres’ bezieht sich eigentlich weniger auf die bisher<br />

genannten Untersuchungen, auch wenn die Aufnahmen im thermischen Infrarot normalerweise<br />

als eindrucksvolle farbige Aufnahmen dargestellt werden. Bei ‘die Farbe des Meeres’<br />

handelt es sich um Untersuchungen des Planktons, d.h. der elementarsten Form von Leben<br />

im Meer, deren Verteilung gleichzeitig auch die Möglichkeiten der höheren Meeresbewohner,<br />

von den kleinsten Garnelen bis zu den größten Walen, bestimmt, da Plankton den Anfang<br />

der Nahrungskette bildet.<br />

§ 617 Wichtigstes Instrument ist hier der Coastal Zone Color Scanner CZCS [507] auf Nimbus<br />

7 [558]. Der Name des Instrumentes ist scheinbar irreführend, da sich die Beobachtungen<br />

keinesfalls auf die Küstenregionen beschränkt, sondern die Meere insgesamt umfasst. Und die<br />

Bezeichnung ‘Color’, die zu dem Schlagwort von der ‘Farbe des Meeres’ geführt hat? Beim<br />

CZCS handelt es sich um einen Multispektralscanner, der dem MSS auf LandSat und den<br />

AVHRRs auf den POES-Satelliten ähnlich ist. Im Zusammenhang mit der Identifikation von<br />

Vegetation hatten wir bereits auf die Verwendung verschiedener Kanäle zur Identifkation des<br />

spektralen Reflektionsvermögens hingewiesen. Dabei zeigte sich, dass die Verwendung breiter<br />

Kanäle die Unterscheidung erschwert, da über veschiedenen Spektralbereiche mit unterschiedlichem<br />

Reflektionsvermögen hinweggemittelt wird. Daher ist für Studien der Vegetation ein<br />

besseres spektrales Auflösungsvermögen anzustreben.<br />

§ 618 Da beim CZCS die Zahl der Spektralkanäle ebenso wie bei den anderen Instrumenten<br />

begrenzt ist, hat man sich dadurch beholfen, dass man statt der normalerweise breiten<br />

Spektralbänder wie z.B. bei MSS, TM oder AVHRR, nur für die Identifikation von Plankton<br />

wichtige enge Spektralbereiche ausgeschnitten hat. Damit lässt sich zwar kein Bild in<br />

den realen Farben mehr rekonstruieren, wie es z.B. bei den LandSat Aufnahmen möglich<br />

ist, aber hieraus ergibt sich keine Einschränkung für das Instrument, da es nicht wie die<br />

LandSat-Instrumente als Universalerderkundungsinstrument konzipiert ist, sondern bereits<br />

als zweckgebundenes Instrument. Die typischen Spektralkanäle von LandSat- und NOAA-<br />

Instrumenten sind in Tabelle 3.1 aufgelistet, der CZCS dagegen misst in 6 Bändern von<br />

0.433 - 0.453 µm, 0.51 - 0.53 µm, 0.54 - 0.56 µm, 0.66 - 0.68 µm, 0.6 - 0.8 µm und 10.5<br />

- 12.5 µm. Das Bodenauflösungsvermögen beträgt 825 m, was aber in Anbetracht der zu<br />

untersuchenden Flächen schon fast zu gut ist (Problem der Datenflut im Vergleich zu den<br />

Skalen, auf denen sich räumliche Veränderungen ergeben; außerdem wäre auf Grund der kleinen<br />

Spektralbereiche sonst die Zahl der einfallenden Photonen zu gering). Mit diesen Kanälen<br />

lassen sich die Chlorophyll-Pigmente des Planktons sehr gut und eindeutig nachweisen.<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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