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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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2.4. TYPISCHE BAHNEN VON ERDGEBUNDENEN SATELLITEN 45<br />

200 und 300 km, 14 zivile Erderkundungssatelliten (z.B. SPOT, LandSat, SeaSat, Nimbus,<br />

Ikonos, Terra, TerraSAR, POES, Aqua, CloudSat .....) zwischen 600 und 1000 km – lediglich<br />

der hoch auflösende (0.65 m) QuickBird fliegt im Bereich dazwischen auf ca. 400 km [692]. 15<br />

Auf Grund der geringen Flughöhen liegen die Umlaufzeiten typischerweise im Bereich von 90<br />

bis 100 min, siehe auch Tab. 2.3, entsprechend 14 bis 16 Orbits pro Tag.<br />

§ 144 Die Bedeutung der Bahnparameter für einen speziellen Satelliten kann man auch<br />

aus der Projektion der Satellitenbahn auf die Erdoberfläche, der Bodenspur, erschließen.<br />

Abbildung 2.14 zeigt als Beispiel die Bodenspur eines LandSat-Satelliten. Die Bahn ist nahezu<br />

polar, so dass ein großer Breitenbereich überdeckt wird (oberes Teilbild). Da sich die Erde<br />

unter der Satellitenbahn weg dreht, werden im Laufe des Tages verschiedene Bereiche der Erde<br />

überflogen, so dass sich bereits innerhalb eines Tages eine Überdeckung weiter Bereiche der<br />

Erde ergibt (unteres Teilbild). Da der Blickwinkel der Instrumente auf diesem Satelliten zu<br />

gering ist, um den gesamten Bereich zwischen zwei benachbarten Bodenspuren beobachten zu<br />

können, ist das Überdeckungsmuster der folgenden Tage jeweils versetzt – daher schließt sich<br />

die Bodenspur im unteren Teilbild über Südamerika nicht. Für eine komplette Überdeckung<br />

sind in diesem Beispiel 248 Umläufe erforderlich, entsprechend einer Dauer von 17 Tagen.<br />

Zwischenrechnung 6 Wie breit muss der entlang der Bodenspur abgetastete Streifen mindestens<br />

sein, um wie bei POES während eines Tages die komplette Erdoberfläche abzuscannen?<br />

Welchem Blickwinkel entspricht das bei einer Flughöhe von 900 km?<br />

Verständnisfrage 6 Würde man bei geringerer Inklination mit einer geringeren Zahl von<br />

Umläufen zur vollständigen Überdeckung auskommen? Ergibt sich für alle Breiten die gleiche<br />

Minimalzahl?<br />

§ 145 Der Versatz der Bodenspuren hat für unsere Interprettaion von Satellitendaten eine<br />

wichtige Konsequenz: es ist nicht möglich, mit einem Satelliten Momentanaufnahmen eines<br />

Gebiets zu machen, das breiter ist als der entlang der Bodenspur abgetastete Streifen. Daher<br />

sind z.B. die Aufnahmen des Ozonlochs in Abb. 1.4 keine Momentanaufnahmen sondern<br />

eine Mittelung von Aufnahmen über einen längeren Zeitraum; gegebenenfalls zuzüglich einer<br />

Interpolation für die nicht beobachteten Bereiche. Über den Polen ist diese Interpolation<br />

kein allzu großes Problem, da die Breite des entlang der Bodenspur abgetasteten Streifens<br />

unabhängig von der geographischen Breite ist und die Bodenspuren in Polnähe konvergieren.<br />

Für niedrige Breiten dagegen ist das Zusammensetzen eines entsprechenden Mosaiks wesentlich<br />

zeitaufwendiger – insbesondere, da ja auch nicht jeder Überflug gute Daten liefert, z.B.<br />

auf Grund von Bewölkung.<br />

§ 146 Die Verwendung einer sonnensynchronen Bahn liefert zusätzliche Informationen, da<br />

auf Grund der konstanten Beleuchtungsverhältnisse aus der Länge des Schattens eines Objekts<br />

auf seine Höhe zurück geschlossen werden kann, ebenso wie auf seine Struktur (siehe<br />

auch Abschn. 2.4.3 und insbesondere Abb. 2.15). Die Verlängerung des Schattens zwischen<br />

aufeinander folgenden Umläufen kann damit ein Indiz für bauliche Veränderungen geben.<br />

Sonnensynchrone Orbits waren aus diesen Gründen in der Frühzeit der Erdsatelliten im wesentlichen<br />

für militärische Aufklärung von Interesse. Im Zuge der immer detailierteren Untersuhungen<br />

des spektralen Reflektionsvermögens z.B. zur Bestimmung von Pflanzenwachstum<br />

und -gesundheit sind sonnensynchrone Bahnen in der zivilen <strong>Erdfernerkundung</strong> ebenfalls von<br />

Interesse, da dann das einfallende Spektrum nur durch die atmsophärischen Parameter variiert<br />

wird und nicht noch zusätzlich durch Sonnenstand und damit Auftreffwinkel des Lichts<br />

auf die Pflanze.<br />

14 Größere Flughöhen verringern das Bodenauflösungsvermögen, geringere Flughöhen sind nicht sinnvoll,<br />

da dann die Reibung in der Restatmosphäre die Lebensdauer des Satelliten drastisch verringert bzw. eine<br />

sehr häufige Bahnkorrektur und damit das Mitführen großer Treibstoffmengen erforderlich macht – was für<br />

USA 193 als einen wahrscheinlichen KH-13 die Begründung zum Abschuss gab [647, 648, 649, 656].<br />

15 Daraus lässt sich schließen, dass QuickBird keinen besseren Sensor verwendet als z.B. Ikonos sondern<br />

einfach nur über die Reduktion der Gegenstandsweite sein Bodenauflösungsvermögen verbessert.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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