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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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3.1. GRUNDLAGEN 85<br />

Höhe, ab ca. 250 km ist die Atmosphäre vollständig ionisiert. Die Ionosphäre beeinflusst die<br />

Ausbreitung von Radiowellen und ist daher für die Kommunikation zwischen Satellit und<br />

Bodenstation wichtig.<br />

§ 262 Als Konsequenz ändert sich auch die Zusammensetzung der Atmosphäre. Bis in eine<br />

Höhe von 100 km ist die Ionisation gering und die Dichte groß genug, um für eine Durchmischung<br />

aller Gasbestandteile zu sorgen. In dieser Homosphäre besteht die Luft zu 78% aus<br />

N2, 21% O2 und ca. 1% Ar sowie in der Troposphäre bis zu 4% Wasserdampf. Außerdem<br />

enthält die Atmosphäre Spurengase wie Ozon, Kohlendioxid und Methan. Oberhalb dieser<br />

Höhe beginnt die Heterosphäre – die geringere Dichte und damit reduzierte Kollisionsrate<br />

zwischen den Molekülen verhindert eine effiziente Durchmischung der verschiedenen Molekülund<br />

Atomsorten, so dass diese Entmischen und sich mit eigener Skalenhöhe anordnen: die<br />

schweren Moleküle weiter unten, in größeren Höhen überwiegen leichte Moleküle und Atome<br />

(Sedimentation). Außerdem bewirkt die zunehmende Ionisierung eine Dissoziation der Moleküle,<br />

so dass mit zunehmender Höhe der Anteil der Atome gegenüber dem der Moleküle<br />

zunimmt.<br />

§ 263 Die Atmosphäre lässt sich vom Satelliten aus mit verschiedenen, jeweils an bestimmte<br />

Fragestellungen angepassten Verfahren untersuchen:<br />

• die Temperaturmessung in der Hochatmosphäre aus der Abbremsung von Satelliten ist uns<br />

bereits in Abschn. 2.3.2 begegnet. Als Messverfahren ist dies kein Remote Sensing sondern<br />

ein, wenn auch indirektes in-situ Verfahren.<br />

• Spurengase in der Atmosphäre können durch rückgestreutes Licht nachgewisen werden –<br />

das Ozonloch in Abb. 1.4 wurde auf diese Weise vermessen. Häufig wird auf diese Weise<br />

wie in dem Beispiel die horizontale Verteilung bestimmt – Information über die vertikale<br />

Verteilung der Spurengase können mit diesem Verfahren in der Regel nicht gewonnen<br />

werden.<br />

• Im Labor würde man Spurengase durch Absorption nachweisen. Mit einem Satelliten macht<br />

man beim Limb Sounding das gleiche und erhält auf diese Weise Vertikalprofile. Das Verfahren<br />

ist aufgrund kleinere Hindernisse (z.B. Himalaya) für die Untersuchung der Troposphäre<br />

nicht geeignet.<br />

Atmosphärische Transmission<br />

§ 264 Um die Möglichkeiten und Einschränkungen der <strong>Erdfernerkundung</strong> zu verstehen,<br />

müssen wir uns mit der atmosphärischen Transmission auseinander setzen. Abbildung 3.3<br />

zeigt das elektromagnetische Spektrum, die in verschiedenen Bereichen nachweisbaren Phänomene<br />

und die atmosphärische Transmission.<br />

§ 265 Im sichtbaren Bereich ist die atmosphärische Transmission nahezu eins, eine Einschränkung<br />

entsteht lediglich durch die Streuung des Lichtes an den Luftmolekülen. Diese<br />

ist insbesondere bei großen Frequenzen, d.h. im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums,<br />

von Bedeutung – wir werden dieser Dunststreuung häufiger begegnen. Geht man weiter zu<br />

kürzeren Wellenlängen, so geht die Transmission schnell gegen Null: die UV-Strahlung wird<br />

im wesentlichen von stratosphärischem Ozon absorbiert. Härtere Strahlung (EUV, Röntgen,<br />

γ) wird bereits in der höheren Atmosphäre absorbiert und sorgt dort für die Bildung der Ionosphäre.<br />

Auf Grund dieser Absorption ist es weder möglich, Röntgen- oder Gammaastronomie<br />

vom Erdboden aus zu betreiben noch den Erdboden mit Röntgen- oder γ-Instrumenten<br />

zu untersuchen. 2 γs mit sehr hoher Energie können die Atmosphäre wieder passieren, sie<br />

2 Es gibt eine kleine Einschränkung zu dieser Aussage. Beim Durchgang durch Materie wird elektromagnetische<br />

Strahlung nach dem Bougert–Lambert–Beer’schen Gesetz abgeschwächt: I(x) = I0e −µx mit µ als<br />

Absorptionskoeffizient und x als der Schichtdicke der durchsetzten Materie. Sehr starke Röntgen- oder Gammaquellen<br />

können daher auch nach Durchdringen der Atmosphäre in einem Detektor noch ein messbares<br />

Signal erzeugen. So wurden z.B. zur Zeit des Kalten Krieges auf militärischen Satelliten auch γ-Detektoren<br />

geflogen, um die bei Kernwaffenexplosionen emittierte Gammastrahlung nachzuweisen, z.B. Nachweis der<br />

südafrikanischen Bemühungen um Kernwaffen. Das Verfahren ist jedoch nur sinnvoll für atmosphärische<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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