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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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4.8. MISSION TO PLANET EARTH 215<br />

Biosphäre (Versteppung bei Wassermangel, erhöhte Produktion an Biomasse bei ausreichend<br />

Wasser, aber auch Schäden bei Wasserüberschuss) sondern auch über die Erosion den geochemischen<br />

Kreislauf und über die Bildung von Schnee-, Eis-, und Wasserflächen die Strahlungsbilanz<br />

und damit auch die Temperatur der Erde; letzteres gilt ebenso für die Bewölkung<br />

und die Bedeutung der unterschiedlichen Wolken für die Strahlungsbilanz der Erde [92, 191].<br />

Verdunstung und Niederschlag sind gleichzeitig für einen Teil des Wärmetransports verantwortlich.<br />

§ 697 In direktem Zusammenhang damit steht die Atmosphärenforschung. Wesentliche Ziele<br />

sind das Verständnis der großräumigen Zirkulationsmuster, sowie der Bewölkung und der<br />

Luftfeuchtigkeit. Zusätzliche Bedeutung gewinnen in der Atmosphärenforschung immer mehr<br />

die Abschätzungen der Auswirkungen anthropogener Einflüsse. Dazu zählen insbesondere<br />

Messungen der Konzentration und Höhenverteilung von Ozon, Aerosolen und CO2 sowie<br />

anderer klimarelevanter Spurengase. Gerade die Atmosphäre kann nicht als isoliertes System<br />

betrachtet werden, sondern steht in vielfältiger Wechselwirkung mit allen anderen Systemen,<br />

z.B. durch Eintrag von Aerosolen bei Vulkanausbrüchen (Wechselwirkung mit der<br />

Lithosphäre), klimatische Auswirkungen des Eintrages von Wasser in Form von Wolken oder<br />

Wasserdampf (WeWi mit der Hydrosphäre), Veränderung von Verdunstung und Zirkulation<br />

in Gegenwart großer Eisflächen (Kryosphäre), und nicht zuletzt die Wechselwirkung mit<br />

der Biosphäre (Senken für CO2, Quellen für O2, Veränderung der bodennahen Winde durch<br />

Veränderung des Bodenbewuchses).<br />

§ 698 Damit kommen wir zum letzten entscheidenden Bestandteil des Systems Erde, der<br />

Biosphäre. Die direktesten Anwendungen von Satellitenbeobachtungen auf die Biosphäre liegen<br />

in der Forst- und Landwirtschaft, hier insbesondere in Überblicken über Flächennutzung<br />

und den Zustand der Vegetation (Reifezustand ebenso wie Schädigungen, s.o.). Die wichtigste<br />

Anwendung von Satellitenbeobachtungen der Biosphäre dürfte in den globalen Fragen<br />

liegen, z.B. nach der Biomasse insgesamt, insbesondere auch dem Plankton im Meer, das<br />

für die Speicherung von CO2 eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Aber auch einzelne Organismenfamilien<br />

können vom Satelliten aus kartographiert werden, so dass diese eventuell als<br />

Bioindikatoren für Auswirkungen von Klimaänderungen dienen können oder durch auffälliges<br />

Verhalten auf bisher nicht beachtete Zusammenhänge im System Erde hinweisen können. Als<br />

Beispiel für diese Indikatorfunktion sei der Rückgang des Phytoplanktons in der Nähe der<br />

Antarktis aufgrund des Ozonloches erwähnt. Dies ist einerseits der erste direkte Hinweis auf<br />

die Folgen des Ozonlochs für die Biosphäre, andererseits wird hieran auch eine Kopplung<br />

der vielen Systeme und ihrer Einflüsse auf das Klima deutlich: Das Ozonloch scheint das<br />

Phytoplankton zu reduzieren, damit wird aber eine CO2-Senke geschwächt, d.h. der Kohlendioxidgehalt<br />

in der Atmosphäre steigt relativ stark → das Ozon trägt demnach (abgesehen<br />

von möglichen direkten Eingriffen in die Strahlungsbilanz der Erde) auch sehr indirekt zum<br />

Treibhauseffekt bei.<br />

§ 699 Die Kentnisse derartiger Zusammenhänge und die Messungen von Konzentrationen<br />

und Flüssen sind für die Güte unserer Klimamodelle von entscheidender Bedeutung, vgl.<br />

dazu den Artikel von Bolle [27], der ausführlich auf die Probleme und Defizite von Klimamodellen<br />

eingeht, ebenso wie die Artikel von Schneider [214] und White [252]. Diese Klimasimulationen<br />

rücken zunehmend in das Blickfeld, da zwar allmählich allgemein akzeptiert<br />

wird, dass ein CO2-Anstieg in der Atmosphäre zu globaler Erwärmung führen wird, jedoch<br />

können die Folgen einer derartigen Erwärmung möglicherweise völlig unerwartet ausfallen.<br />

So sind in letzter Zeit einige neuere Modellrechnungen aufgetaucht, die z.B. für Europa eine<br />

neue Eiszeit infolge des Treibhauseffektes prophezeien, da die anfangs geringe Erhöhung der<br />

Temperatur die globalen Zirkulationssysteme derart verändern würde, dass der Golfstrom<br />

nach Süden abgelenkt wird. Damit wird Europa aber eine entscheidende Wärmequelle entzogen,<br />

der Schnee der dann kälteren Winter würde länger liegen bleiben, damit aber auch<br />

die Albedo erhöhen und so zu einer weiteren Abkühlung führen (es wird mehr reflektiert,<br />

also weniger absorbiert). Der Effekt wäre, dass Europa innerhalb größenordnungsmäßig ei-<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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