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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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2.3. BAHNSTÖRUNGEN 43<br />

Abbildung 2.13: Apsidendrehung als<br />

Funktion der Inklination und des mittleren<br />

Abstands<br />

möglichst die gesamte Erdoberfläche im Blick haben soll, (b) eine gewisse Lebensdauer haben<br />

soll (Mindestflughöhe 500 km) und (c) ein möglichst hohes (aber gleichzeitig homogenes)<br />

Bodenauflösungsvermögen haben soll.<br />

§ 136 Eine Nutzanwendung der Drehung der Bahnebene ist die sonnensynchrone Bahn. Hier<br />

muss die Drehung der Bahnebene genau 360 ◦ pro Jahr betragen, so dass die Bahnebene immer<br />

in einem festen Winkel zur Sonne–Erde-Achse steht. Mit einer für einen Erderkundungssatelliten<br />

typischen kreisförmige Bahn (ε = 0) mit großer Inklination (z.B. i = 80 ◦ ) erhalten wir<br />

aus (2.22) als Bahnhöhe für die gewünschte sonnensnychrone Bahn (a/RE) 7/2 = 1.76 und<br />

damit H = a − RE = 1100 km.<br />

Apsidendrehung<br />

§ 137 Die mit der Abplattung der Erde verbundene Verzerrung des Gravitationsfelds bewirkt<br />

neben der Drehung der Bahnebene auch eine Drehung der Bahnellipse in dieser Ebene<br />

(Apsidendrehung) mit<br />

∆ω<br />

Tag = 5◦ (5 cos2 i − 1)<br />

� �7/2 a<br />

RE<br />

(1 − ε 2 ) . (2.23)<br />

Die Apsidendrehung verschwindet, wenn der Zähler Null wird, d.h. für Bahnen mit einer<br />

Inklination i von 63.4 ◦ , vgl. Abb. 2.13. Daher haben die Bahnen der Molniya-Satelliten genau<br />

diese Inklination. Ansonsten würde sich innerhalb von Tagen bis Wochen das Apogäum von<br />

der Nord- auf die Südhemisphäre drehen und die Satelliten würden nicht mehr die meiste<br />

Zeit eines Umlaufs als Relaisstationen über der FSU stehen.<br />

§ 138 Für Inklinationen größer oder kleiner als 63.4 ◦ erfolgt die Apsidendrehung in unterschiedliche<br />

Richtungen, mit zunehmendem Abstand wird sie immer geringer.<br />

Verständnisfrage 5 Erläutern Sie anschaulich, warum polare und äquatoriale Bahnen jeweils<br />

eine entgegen gesetzte Apsidendrehung haben.<br />

2.3.4 Zusammenfassung<br />

§ 139 Die wichtigsten Bahnstörungen für Satelliten sind die Abbremsung durch Reibung,<br />

die für niedrig fliegende Satelliten zum Absturz führen kann, und die durch die Abplattung<br />

der Erde bedingte Abweichung des Gravitationsfeldes von der Kugelsymmetrie, die zu<br />

einer Drehung der Bahnebene (Präzession) und zu einer Drehung der Bahn in der Ebene<br />

(Apsidendrehung) führt. Bahnstörungen können messtechnisch eingesetzt werden; so liefert<br />

die Abbremsung von Satelliten Informationen über die anderweitig nicht messbare Dichte<br />

bzw. Temperatur der Hochatmosphäre. Die durch die Abplattung der Erde bewirkten Effekte<br />

lassen sich ebenfalls nutzen: die Präzession kann zur Erzeugung sonnensnychroner Orbits<br />

verwendet werden, die Apsidendrehung zur Stabilisierung einer sehr exzentrischen Flugbahn<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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