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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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2.7. ERGÄNZUNG: SPEZIELLE BAHNEN 75<br />

Abbildung 2.32: Swing<br />

By an einem Planeten<br />

müsste bei entsprechender Präzision ein 10-Pfennigstück über eine Entfernung von 250 km<br />

treffen [69].<br />

§ 242 Aber nicht nur die Präzision ist wichtig für eine derartige Schleudertour, im Falle<br />

von sehr ausgedehnten Missionen wie der Voyager-Mission ist auch die relative Stellung der<br />

Planeten zueinander von Bedeutung: für den Voyager-Flug lagen alle diese Planeten auf<br />

einer Kurve, deren Krümmungsrichtung sich nicht änderte. Es entstand also kein Zick-Zack-<br />

Kurs, der einen extrem hohen Energiebedarf bedeutet hätte. Diese Vorraussetzung ist jedoch<br />

aufgrund der langen Umlaufzeiten der äußeren Planeten nur alle 177 Jahre erfüllt, vor dem<br />

Voyager-Start im Jahre 1977 war das zur Zeit der napoleonischen Kriege zuletzt der Fall. 27<br />

§ 243 Um das Prinzip des Schwungholens an einem Planeten zu verstehen, ist es wichtig, die<br />

Eigenbewegung des Planeten zu berücksichtigen. Würde die Raumsonde in die Nähe eines<br />

ruhenden Körpers gelangen, so würde sie, vorausgesetzt ihre Anfangsgeschwindigkeit ist ausreichend<br />

groß, beim Anflug durch die in Bewegungsrichtung wirkende Gravitation beschleunigt<br />

werden, dann aber beim Weiterflug hinter dem Planeten wieder abgebremst werden.<br />

Dabei würde sich eine Hyperbelbahn ergeben, wobei die Geschwindigkeit auf beiden Ästen<br />

die gleiche ist, d.h. es findet zwar eine Impulsänderung statt aber keine Energieänderung.<br />

In der Realtität bewegt sich der Planet jedoch und die Sonde kann einen verschwindend<br />

kleinen Teil der kinetischen Energie des Planeten abzweigen und zur Erhöhung der eigenen<br />

Geschwindigkeit verwenden.<br />

§ 244 Anschaulich beschreibt Giese [69] diese Technik folgendermaßen: Im Prinzip ähnelt der<br />

Vorgang einem irdischen Experiment, bei dem ein Tennisball senkrecht an einem Haus mit<br />

einer Anfangsgeschwindigkeit v1 hochgeworfen wird und mit verringerter Geschwindigkeit<br />

v2 an einem Balkon vorbeikommt, wo ihn ein Tennisspieler mit seinem Schläger (Geschwindigkeit<br />

vj) weiter nach oben schlägt. Auf diese Weise erreicht der Ball wieder eine höhere<br />

Geschwindgkeit v ′ 2 > v2 und steigt weiter auf als ihn die Person vom Boden aus eigener Kraft<br />

hätte schleudern können.<br />

§ 245 Übertragen auf ein Raumfahrzeug F , das durch Wechselwirkung mit einem Planeten P<br />

von einer heliozentrischen Geschwindigkeit v2 auf eine höhere Geschwindigkeit v ′ 2 beschleunigt<br />

werden soll, ergibt sich das Prinzip der Swing By-Technik wie in Abb. 2.32 dargestellt. Dieser<br />

Vorgang lässt sich in drei Abschnitte unterteilen:<br />

1. Zunächst holt der Planet in dem vereinfacht dargestellten Fall mit seiner Eigengeschwindigkeit<br />

v1 die sich mit einer Geschwindigkeit v2 bewegende Raumsonde ein. Ein Beobachter<br />

auf dem Planeten würde daher die Sonde mit einer Geschwindigkeit vrel = v2 − v1<br />

auf sich zukommen sehen.<br />

2. Der auf dem Planeten befindliche Beobacher würde dann feststellen, dass sich das Raumfahrzeug<br />

auf einem Hyperbelast um den Planeten herumschwingt, wobei der minimale<br />

Abstand im Perizentrum mit rPz bezeichnet ist. Schließlich verlässt das Raumfahrzeug<br />

den Wirkungsbereich des Planeten wieder mit einer Geschwindigkeit �v ′ rel . Dabei hat sich<br />

aber nicht der Betrag der Geschwindigkeit geändert, sondern lediglich die Richtung (d.h.<br />

im System des Planeten ist die Energie der Raumsonde nach der Wechselwirkung unverändert).<br />

27 Die Konstellation ist natürlich nicht nur für ein Swing By wichtig sondern ebenso beim Flug zu einem<br />

anderen Planeten. Daher haben Missionen zu anderen Planeten in der Regel nur ein enges Startfenster – wird<br />

dieses nicht ausgenutzt, so heißt es warten.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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