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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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204 KAPITEL 4. BEISPIELE FÜR MISSIONEN<br />

§ 657 TIROS 9 ist der erste Cartwheel Meteorologiesatellit: bei ihm steht, wie bereits bei den<br />

MeteoSats erwähnt, die Spinachse senkrecht auf der Bahnebene, so dass die Spinbewegung<br />

gleichzeitig ein Scannen der Erdoberfläche ermöglicht. TIROS-9 und 10 waren gleichzeitig<br />

auch die Testsatelliten für die zweite Generation von Meteorologie-Satelliten: TOS (TIROS<br />

Operational Satellite [471]) oder ESSA (Environmental Science and Services Administration).<br />

Auch hier ist der Schwerpunkt die Beobachtung der Wolkenbedeckung und der Wettersysteme.<br />

Die Instrumentierung besteht aus dem AVCS (Advanced Vidicon Camera System [506])<br />

mit einem Blickfeld von 1200×1200 km 2 und einem Auflösungsvermögen von 3 km. Die weiteren<br />

Verbesserungen betrafen die technischen Details wie Datenspeicherung und Übertragung<br />

sowie das radiometrische Auflösungsvermögen. Ab TOS 3 (ESSA 3 [518]) wird zur Untersuchung<br />

der Strahlungsbilanz (reflektierte solare Einstrahlung) ein oder mehrere FPRs (Flat<br />

Plate Radiometer [520], 3 kg, 4 W) geflogen (da wird 1966 das begonnen, was die EuMetSat<br />

erst mit der zweiten MeteoSat-Generation angehen wird). Die Serie endet mit TOS 9.<br />

§ 658 Ab 1970 wird von NOAA die Serie als ITOS (Improved TIROS Operational System<br />

[462]) betrieben, der erste Satellit NOAA 1 (auch ITOS-A, ITOS-1 oder TIROS M genannt)<br />

startet Ende 1970; heute wird häufiger die Bezeichnung POES verwendet statt NOAA. Neben<br />

dem Videosystem AVCS [506] und dem Radiometer FPRs wird auf diesen Satelliten eine<br />

Vielzahl anderer Instrumente geflogen, dazu gehören ein Solar Proton Monitor (SPM [576]),<br />

ein einfaches Scanning Radiometer (SR [570]) mit einem Kanal im Sichtbaren und einem im<br />

thermischen Infrarot und ab NOAA 2 auch VHRR (Very High Resolution Radiometer [600],<br />

16 kg, 25 W), mit zwei Spektralbändern und einem Auflösungsvermögen von 0.87 km bei<br />

einer Streifenbreite von 2580 km. 2<br />

§ 659 Die nächste Generation ab TIROS N ist die vierte Generation, sie lebt auch heute<br />

noch mit NOAA 18 als ihrem aktuellsten Vertreter. Hier hat sich der Wettersatellit zum Umweltmonitor<br />

mutiert. Das bereits aus der ITOS-Serie bekannte VHRR wurde zum AVHRR<br />

(Advanced Very High Resolution Radiometer) weiterentwickelt, ein System TVOS (TIROS<br />

Operational Vertical Sounder [589]) von Soundern misst vertikale Profile von Druck, Temperatur<br />

und Wasserdampf von der Erdoberfläche bis zur Oberkante der Atmosphäre, und<br />

der Space Environment Monitor (SEM [577]) misst energiereiche Teilchen über einen weiten<br />

Energiebereich. Außerdem befasst sich ERBE (Earth Radiation Budget Experiment [513])<br />

auf NOAA-9 und NOAA-10 mit der Strahlungsbilanz der Erde.<br />

§ 660 AVHRR (siehe auch § 414) ist in der Abbildungsgeometrie VHRR vergleichbar und<br />

misst in 5 Kanälen; ein panchromatischer Kanal im sichtbaren für die Wolkenbedeckung<br />

(tagsüber) und Oberflächenkartierung, ein Kanal im nahen IR zur Identifikation von Oberflächengewässern<br />

und Vegetation, ein Kanal im atmosphärischen Fenster des IR bei 3.8 µm für<br />

die Temperatur der Meeresoberfläche und zum Nachweis von Feuern, und ein Kanal bei 11 µm<br />

für Meeresoberflächentemperaturen und nächtliche Wolkenbedeckung. Bei den ersten Versionen<br />

des AVHRR ist dieser Kanal doppelt vorhanden (Kalibrierung), bei den späteren Versionen<br />

ist er durch einen Kanal bei 12 µm ersetzt, mit dessen Hilfe Oberflächentemperaturen<br />

und Tag/Nacht-Unterschiede in der Wolkenbedeckung nachgewiesen werden können. Über<br />

das AVHRR gibt es verschiedene gute Dokumentationen, teilweise auch mit Datenbeispielen,<br />

z.B. [308, 309, 637, 638, 705, 710]. Viele Anwendungsbeispiele (auch aktuelle Daten) stellt<br />

die Uni Bern als JPEG-Dateien unter [695] (aktuelle Daten) und [669] (Beispiele für Anwendungen<br />

zu Fragen des global change) zur Verfügung. POES wird im Rahmen von NPOESS<br />

in veränderter Form und in Zusammenarbeit mit dem DoD weiter geführt.<br />

2 Das Grundkonzept von VHRR ist natürlich gar nicht so verschieden von dem von TM oder MSS auf<br />

LandSat, der wesentliche Unterschied liegt im Bodenauflösungsvermögen und in der Streifenbreite: LandSat<br />

ist für Kartographie und Detailklassifizierung gebaut, d.h. das Bodenauflösungsvermögen muss sehr gut sein,<br />

aber die Aufnahmezeit kann recht lang sein, da Berge und Kontinente eher stationär sind. VHRR dagegen<br />

betrachtet globale und relativ schnell veränderliche Prozesse wie Wolken, Wettersystem oder im thermischen<br />

IR Meeresströmungen. Deren Zeitskalen erfordern jedoch eine häufige Bobachtung während ihre räumlichen<br />

Skalen so groß sind, dass ein Auflösungsvermögen im Bereich von einigen zehn Metern übertrieben ist.<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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