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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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284 KAPITEL 6. KOMMUNIKATION<br />

aufgrund ihrer großen Wahrscheinlichkeit das Standardsignal. Interessant sind erst Abweichungen<br />

von ‘weiß’; die Nachricht ‘rot’ ist am seltensten und enthält am meisten Information.<br />

Diese Zuordnung ist anschaulich, wenn man sich vorstellt, dass die Urne nur Kugeln einer<br />

Farbe enthält, z.B. weiß. Dann ist pw=1 und der Empfänger Y weiß bereits vorher, welche<br />

Nachricht ihm X übermitteln wird. Da es sich dann um eine sichere Nachricht handelt,<br />

ist ihr Informationsgehalt gleich Null. Auf Grund dieser statistischen Beschreibung wird im<br />

folgenden auch manchmal der Begriff Versuchsausgang anstelle von Signal, Zeichen oder Information<br />

verwendet.<br />

§ 944 Aus diesem Experiment ergeben sich zwei Kriterien zur Definition des Informationsgehaltes<br />

einer Nachricht:<br />

K1 Der Informationsgehalt Ix einer Nachricht ist umso größer, je kleiner die Wahrscheinlichkeit<br />

px ihres Auftretens ist, d.h. je größer ihr Überraschungswert ist. Damit wird, wie<br />

bereits oben vorgeschlagen, Information als der Neuigkeitsgehalt aber nicht die Inhaltsschwere<br />

einer Nachricht definiert.<br />

K2 Eine Nachricht mit der Wahrscheinlichkeit px=1, d.h. das sichere Ereignis, muss den<br />

Informationsgehalt Ix=0 haben.<br />

Ein drittes Kriterium zur Definition des Informationsgehalts erhält man bei der Verwendung<br />

mehrere Nachrichten:<br />

K3 Der Informationsgehalt verschiedener voneinander unabhängiger Nachrichten soll sich<br />

addieren.<br />

§ 945 Diese Definition ist unmittelbar einsichtig aus der Interpretation der Information mittels<br />

wahrscheinlichkeitstheoretischer Begriffe. Auch für die Wahrscheinlichkeiten gilt dort,<br />

dass sich bei voneinander unabhängigen Ereignissen die Gesamtwahrscheinlichkeit eines Ereignisses<br />

durch die Multiplikation der Wahrscheinlichkeiten der Einzelereignisse ergibt. Der<br />

Unterschied in der Rechenoperation, Multiplikation statt Addition, wird deutlich werden,<br />

wenn wir zur formalen Definition der Information übergehen.<br />

Diskrete Quelle, gleichwahrscheinliche unabhängige Symbole<br />

§ 946 Nach dieser anschaulichen Darstellung wollen wir uns nun dem einfachsten Fall zuwenden,<br />

einer Signalquelle, die n gleichwahrscheinliche, unabhängige Symbole erzeugt. Ein<br />

Beispiel für eine derartige Quelle ist ein Würfel (n = 6) oder die Münze beim Münzwurf<br />

(n = 2). Die Wahrscheinlichkeit px für das Auftreten eines Symbols ist dann gegeben durch<br />

px = 1<br />

n .<br />

Da alle Symbole mit der gleichen Wahrscheinlichkeit px auftreten, hat jedes Symbol den<br />

gleichen Informationsgehalt Ix.<br />

§ 947 In Übereinstimmung mit den oben gegebenen drei Kriterien lässt sich dann die folgende<br />

Definition des Informationsgehaltes einer Nachricht angeben:<br />

Ix = ld 1<br />

px<br />

= −ld(px) , (6.1)<br />

wobei ld (log dualis) den Logarithmus zur Basis 2 bezeichnet. Die Einheit ist bit (binary digit)<br />

– nicht zu verwechseln mit Bit für Binärzeichen. Diese Definition ist einsichtig insofern,<br />

als dass das erste Kriterium K1 die Verwendung der Kehrwerte der Wahrscheinlichkeiten<br />

nahe legt, das zweite Kriterium K2 die Verwendung einer logarithmischen Definition nahe<br />

legt und das dritte Kriterium K3 diese sogar erzwingt (Addition der Informationen durch<br />

Umwandlung des Produkts der reziproken Wahrscheinlichkeiten in eine Summe der Informationsgehalte<br />

der einzelnen Zeichen). Man beachte, dass der so definierte Informationsgehalt,<br />

z.B. einer Auswahl eines Zeichens aus einem Zeichensatz, durch die Statistik, also durch<br />

die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Zeichens, bestimmt wird, nicht aber durch die<br />

Semantik, d.h. die Bedeutung des Zeichens.<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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