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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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1.2. ZIELE DER ERDFERNERKUNDUNG 15<br />

1.2 Ziele der <strong>Erdfernerkundung</strong><br />

§ 29 Nachdem der Mensch nun über Jahrzehnte versucht hat, seine Kameras in immer<br />

größeren Höhen zu betreiben, welche Ziele hat er sich davon versprochen und was hat er<br />

damit erreicht? Die ersten Ideen hatten sicherlich etwas mit Entdeckergeist zu tun: man wollte<br />

sich einen Überblick verschaffen, einen anderen Blickwinkel bekannten Dingen gegenüber<br />

finden. Heutzutage ist die <strong>Erdfernerkundung</strong> wesentlich zielgerichteter; insbesondere sind die<br />

Fragen, die an die Satellitendaten gestellt werden bzw. die zur Entwicklung neuer Instrumenttypem<br />

führen, wesentlich spezieller. Die folgende Auflistung gibt einen unvollständigen<br />

Überblick über die Bereiche der Erderkundung, in denen die Verwendung von remote sensing<br />

Instrumenten üblich ist.<br />

• Archäologie und Anthropologie<br />

• Kartographie<br />

• Klimatologie: atmosphärische Spurengase, Albedo von Oberflächen und Wolken, Desertifikation,<br />

Transmission von Wolken<br />

• Küsten: Erosion, Anlagerung, Meerestiefen, Abwassersysteme, thermische und chemische<br />

Verschmutzung, Algenblüte (Bioproduktivität)<br />

• Landnutzung: Verstädterung, Landnutzung in städtischen Bereichen, agrikulturelle Landnutzung,<br />

Ernteüberwachung, Bodenfeuchte und Evapotranspiration, Waldüberwachung<br />

und -nutzung, saurer Regen, Waldschäden, ungenutzte Flächen, Versalzung, Bioproduktivität<br />

• Meteorologie: Wettervorhersage, Wettersysteme, Wolkenklassifikation, Sounding für Atmosphärenprofile<br />

• Naturkatastrophen: Fluten, Erdbeden, Vulkane, Waldbrände, Landrutsche, unterirdische<br />

Kohlefeuer, Hurricanes<br />

• Ozeanographie: Oberflächentemperaturen, Geoid, Topographie des Meeresbodens, Wind,<br />

Wellen, Strömungen, Zirkulationssysteme, See-Eis, Ölverschmutzung<br />

• Wassermanagement: Oberflächenwasser, Verschmutzung, Grundwasser, Schnee und Eis,<br />

Gletscher(rückgang), Abschmelzen von Eismassen<br />

§ 30 Für einige dieser Bereiche ist der Nutzen der <strong>Erdfernerkundung</strong> sofort offensichtlich:<br />

in der Kartographie bedarf es keiner näheren Erläuterung (und Google Earth hat immer ein<br />

gutes Beispiel – wenn auch manchmal vom Flieger). In der Meteorologie haben wir uns an<br />

die Verwendung von Satellitendaten für die tägliche Wettervorhersage gewöhnt. Für Instrumente,<br />

die in der Qzeanographie zur Bestimmung des Geoids, der Meeresbodentopographie<br />

sowie der Windgeschwindigkeiten, Wellen und Strömungen dienen, müssen wir schon etwas<br />

trickreichere Instrumente als eine einfache (Video-)Kamera verwenden; wir werden für diese<br />

Zwecke verwendbare aktive Mikrowelleninstrumente in Abschn. 3.4.1 kennen lernen. Auch<br />

für die Messung atmosphärischer Spurengase oder von Vertikalprofilen atmosphärischer Eigenschaften<br />

ist eine Kamera nicht hilfreich – Limb Sounder und ähnliche Instrumente werden<br />

wir in Abschn. 3.5 kennen lernen.<br />

§ 31 Noch weniger offensichtlich sind dagegen andere Anwendungen. Wie und mit welchen<br />

Instrumenten soll man z.B. Archäologie von einem Satelliten aus betreiben? Wie kann man<br />

Wasserreservoirs unter der Erdoberfläche erkennen? Hierzu benötigt man entweder indirekte<br />

Verfahren (wie beeinflussen überwucherte Ruinen die Eigenschaften der auf ihnen wachsenden<br />

Pflanzen, so dass man diese identifizieren kann), oder man kann mit Hilfe von Mikrowellen<br />

oder thermischem Infrarot einen Blick unter die Oberfläche werfen. Einige dieser Anwendungsbeispiele<br />

werden im Skript näher erläutert.<br />

§ 32 Für mich liegt gerade in diesen indirekten Methoden der Reiz, diese Vorlesung weiterhin<br />

im Rahmen des normalen <strong>Physik</strong>studiums anzubieten: es ist die Frage, wie sich mit<br />

eingeschränkten Messsystemen (nur reflektierte und emittierte elektromagnetische Strahlung)<br />

möglichst viel Information aus einem komplexen natürlichen System heraus kitzeln lässt.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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