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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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2.6. EINBRINGEN DES SATELLITEN IN SEINE BAHN 63<br />

aus dem Sonnensystem v s e 46.4 km/s . Nutzt man die bereits durch die Rotation der Erde um<br />

die Sonne vorgegebene Geschwindigkeit, so reduziert sich die dem Satelliten bzw. der Rakete<br />

zusätzlich zu erteilende Geschwindigkeit auf ∆v = v s e − vu = 16.6 km/s. Dies gilt natürlich<br />

wenn der Start in der Bewegungsrichtung der Erde erfolgt. Ein Start in die Gegenrichtung<br />

ist praktisch unmöglich, da dann die Eigengeschwindigkeit der Erde zusätzlich aufgehoben<br />

werden müsste, der Rakete also eine Gesamtgeschwindigkeit von 76.2 km/s zu erteilen wäre.<br />

Für einen Start von Erdsatelliten ist der Effekt der Eigenrotation der Erde geringer, da die<br />

Kreisbahngeschwindigkeit 7.8 km/s beträgt, die Umlaufgeschwindigkeit am Erdboden aber<br />

nur 0.46 km/s.<br />

2.6.3 Transferbahnen (Hohmann-Bahnen)<br />

§ 202 Eine normale Raketen besitzt keine ausreichende Schubkraft, um z.B. einen Kommunikationssatelliten<br />

in ein geostationäres Orbit zu bringen. Wird mit dem Space Shuttle<br />

gestartet, 21 so kann bei sehr leichten Satelliten nur eine Maximalhöhe von ca. 1 000 km erreicht<br />

werden, realistischere Höhen liegen eher zwischen 400 und 600 km. Um den Satelliten<br />

dann in ein höheres Orbit zu überführen, benötigt man zusätzlichen Schub. 22 Wie dieses<br />

Verfahren vom energetischen Standpunkt optimiert werden kann, wird durch die Hohmann-<br />

Bahnen beschrieben. Andere Transferbahnen existieren ebenfalls, diese sind jedoch in der<br />

Regel wesentlich energieaufwendiger.<br />

§ 203 Hohmann hat die nach ihm benannten Bahnen bereits vor dem 1. Weltkrieg unter Anwendung<br />

der Gesetze der klassischen Himmelmechanik berechnet. Sein Ziel war zu ermitteln,<br />

wie groß, wie schwer und wie leistungsfähig ein raketengetriebenes Raumschiff sein müsste,<br />

um auf Sonnen umrundenden Ellipsenbahnen bei geringstem Energieaufwand zu anderen<br />

Planeten zu gelangen. Hohmann veröffentlichte diese Untersuchungen 1925 unter dem Titel<br />

‘Die Erreichbarkeit der Himmelskörper’ (Oldenburg, München) mit den Kapiteln: Loslösung<br />

von der Erde; Rückkehr zur Erde; Freie Fahrt im Raum; Umfahrung anderer Himmelskörper;<br />

und: Landung auf anderen Himmelkörpern. Wernher von Braun kommentierte dazu: ‘Seine<br />

Untersuchungen schlossen nicht nur das primäre Problem des Verlassens des Schwerefeldes<br />

der Erde ein, sondern auch die delikate Aufgabe des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre<br />

mit super-orbitalen Rückkehrgeschwindigkeiten’. Die wichtigsten theoretischen Grundlagen<br />

der Manöverierung von Raumsonden wurden also bereits gelegt lange bevor sich die ersten<br />

Möglichkeiten zur technischen Realisierung solcher hochfliegenden Pläne abzeichneten.<br />

Hohmann-Bahnen<br />

§ 204 Hohmann-Bahnen bestimmen den energetisch günstigsten Übergang zwischen zwei<br />

Orbits. Hierbei kann es sich um den Übergang von einer niedrigen Erdumlaufbahn in ein<br />

geostationäres Orbit handeln oder um den Übergang von einer Bahn um die Erde auf eine<br />

um einen anderen Planeten. Als Näherung wollen wir das Problem soweit vereinfachen,<br />

dass die Anziehungskraft auf den Satelliten nur von einem Zentralkörper ausgeht (also z.B.<br />

zwei Satellitenbahnen um die Erde oder der Übergang von der Erd- auf die Marsbahn ohne<br />

21 Diese Idee war vor ganz ganz langer Zeit einmal eine der Begründungen für das Space Shuttle – die Existenz<br />

einer wieder verwendbaren Startbasis [170]. Allerdings wurde das Shuttle Programm immer teurer; auch<br />

standen nach den Verlusten von Challenger und Columbia kaum noch Starts an. Daher wird das Shuttle heute<br />

nicht mehr zum Satellitentart verwendet – eventuell mit der Ausnahme des militärischen Shuttles Atlantis<br />

für Spionage- oder andere Militärsatelliten. Satellitenstarts sind heute wieder nahezu ausschließlich Domäne<br />

der Raketen. Das Space Shuttle durfte ursprünglich auch Satelliten mit einer angedockten Flüssigtreibstoff-<br />

Raketenstufe transportieren. Nach der Explosion der Challenger beim Start wurde diese Politik überdacht,<br />

was z.B. für den Start der Jupiter-Mission Galileo [457] und der interplanetaren Mission Ulysses [474] gravierende<br />

Konsequenzen hatte. So musste auf Grund der schwächeren Feststoffrakete bei Galileo ein mehrfaches<br />

Swing-By Manöver geflogen werden, vgl. Abb. 2.34 und Abschn. 2.7.2.<br />

22 Transferbahnen sind nicht nur beim Start mit Hilfe des Space Shuttle erforderlich – dort ist das Auftreten<br />

einer Kreis- oder Ellipsenbahn in niedrigem orbit nur am offensichtlichsten. Auch beim Start mit einer<br />

mehrstufigen Rakete kann, wie in § 194 gesehen, eine stabile Zwischenbahn erreicht werden.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 2. Juli 2008

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