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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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166 KAPITEL 3. SATELLITENINSTRUMENTE<br />

der Erde emittierte Infrarotstrahlung und führen damit zu einer Erwärmung. Die Bedeutung<br />

von Wolken für Niederschlag und Strahlungstransport kann sicherlich nicht getrennt<br />

betrachtet werden. Zwischen beiden Phänomenen gibt es Verbindungen, z.B. greifen die Aerosole<br />

einerseits selbst in den Strahlungstransport ein, sind andererseits für die Bildung von<br />

Wolken unerlässlich, werden aber auch durch Niederschlag ausgewaschen.<br />

§ 538 Wollen wir die Bedeutung und Wechselwirkung von Wolken mit der Atmosphäre im<br />

Hinblick auf Niederschlagsbildung ebenso wie auf die Beeinflussung des Strahlungstransports<br />

in einem Modell beschreiben, so benötigen wir (a) eine gewisse Zahl an Messgrößen, die uns<br />

den Zustand der Atmosphäre in Abhängigkeit von der Zeit und von den dreidimensionalen<br />

Raumkoordinaten beschreiben, und (b) physikalische und chemische Gesetzmäßigkeiten, die<br />

die Wechselwirkungen der Größen untereinander beschreiben. Ein Teil der verknüpfenden Gesetze<br />

wird durch mikrophysikalischen Untersuchungen geliefert (Bildung von Hydrometeoren<br />

und deren Aufnahme von Spurengasen und Aerosolen). Einige der anderen Beobachtungsgrößen<br />

lassen sich durch Satellitenbeobachtungen bestimmen.<br />

§ 539 Wollen wir eine Wolke verstehen, so benötigen wir als Minimaldatensatz u.a. die folgenden<br />

Messgrößen:<br />

• die Evapotranspiration des betrachteten Gebietes, d.h. ein Maß für die Fähigkeit der Erdoberfläche,<br />

Wasserdampf an die Atmosphäre abzugeben.<br />

• den Feuchtigkeitsgehalt des betrachteten Gebietes als ein rückwirkendes Maß für über dem<br />

Gebiet niedergegangene Niederschläge (vgl. auch die Diskussion im Zusammenhang mit der<br />

Schneebedeckung in Abschn. 3.7.3) ebenso wie als ein Maß für die mögliche Verdunstung<br />

aus diesem Gebiet.<br />

• den H2O-Gehalt der Atmosphäre, der sich zusammensetzt aus dem Wasserdampfgehalt der<br />

Atmsophäre ebenso wie dem Flüssigwassergehalt der Wolken. Die Unterscheidung zwischen<br />

Wasserdampfgehalt und Flüssigwassergehalt ist wichtig, da beide unterschiedliche Einflüsse<br />

auf den Strahlungstransport haben.<br />

• die mittlere Tröpfchengröße in den Wolken (oder besser eine Verteilung der Tröpfchengrößen),<br />

da die Tröpfchengröße Auswirkungen auf den Strahlungstransport hat. Entsprechende<br />

Informationen müssen auch für die feste Phase vorliegen, d.h. Schnee, Eiskristalle<br />

und Hagelkörner.<br />

• allgemeine Informationen über die Atmosphäre wie Schichtung, vertikale Luftbewegungen,<br />

Druck, Temperatur, Dichte, Frontensysteme.<br />

• der Gehalt an Aerosolen (inkl. Größenverteilung und Zusammensetzung) in der Atmosphäre,<br />

da diese als Kondensationskeime zur Tröpfchenbildung beitragen.<br />

• der Gehalt an Spurengasen in der Atmosphäre, da diese selbst den Strahlungstransport<br />

beeinflussen können und in die Chemie der Hydrometeore eingreifen.<br />

• die räumliche (horizontal und vertikal!) und (jahres)zeitliche Verteilung dieser Parameter.<br />

§ 540 Die Gesetze bzw. empirischen Regeln, die eine Verknüpfung dieser Meßgrößen im<br />

Wolkenmodell beschreiben sollen, umfassen u.a.<br />

• die Kondensation von Hydrometeoren in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen<br />

wie Übersättigung, Temperatur sowie Vorhandensein, Größenspektrum und Art von Aerosolen.<br />

• das Wachstum von Hydrometeoren in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen.<br />

• die Umlagerung bzw. das Auswaschen von Spurengasen und Aerosolen durch diese Hydrometeore.<br />

• die Chemie der gasförmigen und in Hydrometeoren gelösten bzw. an diesen angelagterten<br />

atmosphärischen Bestandteile sowie deren mögliche Rückwirkung auf die Wechselwirkung<br />

der Hydrometeore mit ihrer Umgebung, z.B. durch Veränderung des pH-Wertes eines Hydrometeors.<br />

• die Dynamik innerhalb der Wolke, die sowohl die Bildung bzw. Auflösung von Hydrometeoren<br />

als auch deren Wechselwirkung mit der Umgebung bestimmt.<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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