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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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352 KAPITEL 7. DATENAUFBEREITUNG<br />

§ 1174 Die Grundidee der fraktalen Bildkompression lässt sich am leichtesten verstehen,<br />

wenn wir von der Bildrekonstruktion starten. Abbildung 7.22 illustriert das Abbildungsprinzip:<br />

das Ausgangsbild wird beim Kopieren skaliert und nach einem festen Schema wieder<br />

zusammengesetzt. In diesem Beispiel wird jeweils drei um einen Faktor 2 verkleinerte Kopien<br />

erstellt und in Form eines Dreiecks zusammen gesetzt. Mit jeder weiteren Kopie bleibt die<br />

Grundform, das Dreieck, unverändert während sich innerhalb der Struktur immer feinere<br />

Details ausbilden. Mit zunehmender Zahl der Kopien sind diese Details jedoch kaum noch<br />

wahrnehmbar: jedes der Sierpinsky-Dreiecke im rechten Teil der unteren Zeile zieht gleich aus<br />

– und vergrößern wir eines der Dreiecke, so finden wir jeweils seinen Vorgänger darin wieder.<br />

§ 1175 Fraktale Bildkonstruktion basiert daher auf einem einfachen Satz von Regeln:<br />

1. von einem Bild wird eine vorgegebenen Zahl von Kopien erstellt,<br />

2. diese Kopien werden nach einem vorgegebenen Regelwerk zusammengesetzt, wobei für jede<br />

Kopie Position, Skalierungsfaktoren (Verkleinerung, Verzerrung) und Rotationswinkel<br />

vorgegeben sind. 5<br />

§ 1176 Aus dem Prinzip der Bildkonstruktion können wir die Anforderung für die Bildkompression<br />

ableiten: es müssen Abschnitte des Bildes identifiziert werden, die selbstähnlich<br />

sind. Für diese Abschnitte muss die Grundfigur bestimmt werden und die Konstruktionsregeln.<br />

Idealerweise finden sich in einem Bild mehrere selbstähnliche Abschnitte, die aus der<br />

gleichen Grundfunktion konstruiert werden können. Daher muss zusätzlich zu den oben gegebenen<br />

Kopierregeln eine Anpassung von Kontrast und Helligkeit gegeben werden sowie<br />

eine Maske, die die Bereiche des Originals markiert, die durch diese Kopien ersetzt werden<br />

können.<br />

§ 1177 Fraktale Bildkompression unterscheidet sich von den anderen Kompressionsverfahren<br />

durch eine Eigenschaft der Fraktale: da Fraktale auf jeder Längenskala Details zeigen, hat<br />

das decodierte Bild keine eigene Größe sondern kann in beliebiger Größe erzeugt werden. Mit<br />

zunehmender Größe des decodierten Bildes werden mehr Abbildungsschritte durchlaufen und<br />

damit mehr Details hinzu gefügt. Allerdings sind diese Details nicht real, sie erzeugen jedoch<br />

einen besseren optischen Eindruck als die bei der Vergrößerung eines Bitmaps entstehende<br />

körnige Struktur.<br />

§ 1178 Fraktale Bildkompression ist ein verlustbehaftetes Verfahren, allerdings sind die<br />

Kompressionsraten wesentlich größer als z.B. bei JPEG und auf Grund der nicht vorhandenen<br />

Körnigkeit der optische Eindruck besser. Bisher hat sich fraktale Bildkompression nicht<br />

durchgesetzt, die hohen Kompressionsraten bei im Vergleich zu JPEG geringem Informationsverlust<br />

könnten das Verfahren jedoch auch für die <strong>Erdfernerkundung</strong> attraktiv machen:<br />

zum einen haben z.B. Küstenlinien, Flussläufe und Gebirge selbstähnliche Strukturen, zum<br />

anderen ist eines der Hauptprobleme der fraktalen Bildkompression, die Identifikation der<br />

selbstähnlichen Bereiche in einem Bild nicht ganz so gravierend, da in der <strong>Erdfernerkundung</strong><br />

die gleichen Szenen immer wieder aufgenommen werden und damit Masken vorgegeben<br />

werden können bzw. Netze gut auf eine automatische Identifikation trainiert werden können.<br />

5 Die Kopien müssen nicht so einfach zusammengesetzt werden wie in Abb. 7.22 sondern können bei<br />

geeigneter Skalierung auch Gebilde erzeugen wie z.B. den Barnsley Farn, hier in einer Abbildung von http:<br />

//obelix.polito.it/Tesi/Lug99/Mereu/default.htm<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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