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Erdfernerkundung - Numerische Physik: Modellierung

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70 KAPITEL 2. SATELLITENBAHNEN<br />

d2y dx<br />

+ 2<br />

dt2 dt<br />

= y − (1 − m)y<br />

r 3 1<br />

− my<br />

r 3 2<br />

mit r1 = � (x + m) 2 + y2 und r2 = � (x − 1 + m) 2 + y2 als den Abständen der Testmasse<br />

von den Massen M und m. Die Bewegungsgleichung ist ähnlich der Bewegungsgleichung eines<br />

geladenen Teilchens in einem konstanten homogenen Magnetfeld und einem elektrischen Feld.<br />

Der zweite Term auf der linken Seite gibt die Coriolisbeschleunigung, auf der rechten Seite<br />

stehen die Zentrifugalbeschleunigung und die Gravitationskraft der beiden schweren Massen.<br />

Diese Terme sind Funktionen nur von (x, y) und können aus einer Potentialfunktion W<br />

abgeleitet werden mit<br />

W (x, y) = − 1<br />

2 (x2 + y 2 1 − m<br />

) − −<br />

r1<br />

m<br />

.<br />

r2<br />

Damit werden die Bewegungsgleichungen zu<br />

d2x − 2dy = −∂W<br />

dt2 dt ∂t<br />

und<br />

d2y + 2dx = −∂W<br />

dt2 dt ∂y .<br />

§ 227 Multiplikation mit 2dx/dt bzw. 2dy/dt und anschließende Integration über die Zeit<br />

liefert 1<br />

2 (x2 + y2 ) = −W (x, y) + C, wobei sich die Integrationskonstante C aus den Anfangsbedingungen<br />

ergibt. Diese Herleitung ist analog zu der Herleitung der Energieerhaltung für<br />

einen Massenpunkt in einem wirbelfreien Kraftfeld. In diesem Fall ist die Jacobi-Konstante C<br />

jedoch nicht die Energie, da wir uns in einem rotierenden Bezugssystem befinden. Zu beachten<br />

ist, dass die Corioliskraft keine Arbeit leistet und damit die Erhaltungsgleichung nicht beeinflusst.<br />

Dennoch ist die Corioliskraft für die Bewegung des Testkörpers von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

§ 228 Da die kinetische Energie niemals negativ werden kann, ergibt sich aus der Erhaltungsgleichung,<br />

dass die Bewegung nur in den Bereichen der (x, y)-Ebene erfolgen kann, in<br />

denen gilt W (x, y) ≤ C. Diese Einschränkungen hängen von der Jacobi-Konstante und damit<br />

von den Anfangsbedingungen ab. Für W = C wird die Grenze eines erlaubten Bereiches definiert,<br />

die sogenannten Hill’s Zero-Velocity Curves. Diese Bezeichnung ergibt sich daraus, dass<br />

der Testkörper diese Kurven nur dann erreichen kann, wenn seine Geschwindigkeit in dem<br />

rotierenden System verschwindet. Um die Topologie dieser erlaubten Bereiche zu verstehen,<br />

sollten wir uns zuerst klar machen, dass −E sehr groß wird, wenn entweder (x 2 +y 2 ), d.h. das<br />

Quadrat des Abstandes der Testmasse vom Ursprung, sehr groß wird, oder wenn entweder<br />

r1 oder r2 sehr klein werden. Wenn daher −C groß ist, muss sich die Testmasse entweder<br />

außerhalb eines großen Kreises mit Radius x 2 + y 2 = −2C aufhalten oder aber innerhalb<br />

eines sehr kleinen Kreises um einen der beiden schweren Körper. Die Radien dieser Kreise<br />

sind jeweils gegeben durch r1 = (m − 1)/C und r2 = −m/C. Im ersten Fall empfindet der<br />

Testkörper die beiden Massen ungefähr als ein Gravitationszentrum, im anderen Fall sieht<br />

der Testkörper nur die eine Masse, die er umkreist.<br />

§ 229 An dieser Stelle ist es sinnvoll, die Punkte zu bestimmen, an denen die Gesamtkraft<br />

auf den Testkörper Null ist, d.h. die Punkte, an denen er im rotierenden Bezugssystem in<br />

Ruhe bleibt. Dazu muss gelten<br />

−∇W = �r − (1 − m) �r1<br />

r3 − m<br />

1<br />

�r2<br />

r3 2<br />

= 0 ,<br />

mit �r=(x, y), �r1 = (x + m, y) und �r2 = (x − 1 + m, y). Da das Massenzentrum im Ursprung<br />

liegt, ist dann �r = (1 − m)�r1 + m�r2. Einsetzen liefert<br />

� � � �<br />

1<br />

1<br />

(1 − m) − 1 �r1 + m − 1 �r2 = 0 . (2.32)<br />

r 3 1<br />

r 3 2<br />

Wenn sich diese Gleichgewichtspunkte nicht auf der x-Achse befinden, so kann die Gleichung<br />

nur dann erfüllt werden, wenn r1 = r2 = 1, d.h. zwei der Gleichgewichtspunkte sind jeweils<br />

die Spitzen eines gleichseitigen Dreiecks, dessen Basis durch die Strecke zwischen den beiden<br />

schweren Massen gegeben ist (L4 und L5 in Abb. 2.29).<br />

2. Juli 2008 c○ M.-B. Kallenrode

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